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Otto, Des Kanzlers letzte Rosen.
Umjauchzt von allen Stämmen auf Deutschlands weiten Gau'n,
mit seinem Siegesschwerte ist- er so groß zu schaun.
Gott mit dir, Barbarossa, im weiß gewordnen Haar!
Du machst die alten Lieder der deutschen Sehnsucht wahr.
Gott mit dir, Barbarossa! — Du bringst zu dieser Zeit
dem deutschen Volke wieder die deutsche Herrlichkeit.
67. Des Kanzlers letzte Kosen.
Von Otto.
1. Im marmornen Sarkophage,
da ruht der Kaiser und Held,
betrauert von seinen Getreuen,
umstrahlt vom Ruhme der Welt.
2. Und um die geweihte Stätte
da bau'n ein dämm'riges Rund
gewaltige Eichen und rauschen
wohl trauernd über dem Grund.
3. Gar mancher hat hier gestanden,
gar mancher treue Vasall,
gar mancher schwer trauernde
Bürger —
den Kaiser liebten sie all'.
4. Doch heute betrat die Stätte
der Deutschen wackerster Mann,
der eiserne Kanzler, er war es,
der Deutschlands Größe ersann.
5. Nun steht er vor seinem Kaiser,
dem Herz und Hand er geweiht;
von ihm will er Abschied jetzt nehmen,
bis ihn auch ruft seine Zeit.
6. „Leb wohl, du mein großer Kaiser,
leb wohl, mein König und Held,
was sterbend du mir einst vertrauet,
ich hab' es treulich bestellt!"
7. Dann legt er blühende Rosen
dem Kaiser leise aufs Grab —
und dann ist er stille gegangen —
die Rosen duften am Grab.
8. Und draußen die Eichen rauschen
und stehen mächtig und frei;
was Kaiser und Kanzler gesäet,
erhält uns Liebe und Treu!
68. Die Kaisergkocke.
Von Ernst Scherenberg.
1. Du deutsche Glocke am deut¬
schen Strom,
was wird dein Klang bedeuten?
Du Riesenglocke im Rieseudom,
sag an, wem wirst du läuten? —
Dem Kaiser verdank' ich Trophäen¬
metall,
des Kaisers Siege beweis' ich,
dem Kaiser gilt mein gewaltiger
Schall,
die Kaiserglocke heiß' ich.
2. Wie das Deutsche Reich nicht
im ersten Guß,
bin auch ich erst im dritten gelungen,
im dritten, im göttlich flammeudenKuß,
der ins innerste Mark mir gedrungen.
Du pfälzische Werkstatt, du Meister,
hab Dank!
Gen Köln, stromabwärts reis' ich.
Dort löst sich die Zunge im jubeln¬
den Drang,
des Kaisers Ehre preis' ich!