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Die Theorie, durch welche die Revolution ih¬
ren Urhebern und Beförderern als rechtmäßig er¬
schien, kehrte sich nun gegen sie selber. Wie im
verflossenen Jahre die Volksvertreter im Namen
des Volks ohne dessen Auftrag den König vom
Throne gestürzt hatten, so behauptete jetzt der
Bürgerrath, mit der Gewalt auch die nöthige Voll¬
macht zu haben, die ihm mißfälligen, hinter dem
Strome der Revolution zurückbleibenden Volksver¬
treter, di^ er Freiheitömörder nannte, von ihrem
Posten zu werfen. Die Anstalten dazu wurden
von den Führern der Bergpartei nach dem Mu¬
ster des 20. Zum und des 10. August getroffen.
Zn der Nacht zum 31. Mai ziehen die bewaffne¬
ten Tagelöhner der Vorstädte in die Stadt; am
Morgen ertönen die Sturmglo-cken, der General¬
marsch und die Lärmkanonen; der Convent versam¬
melt sich in den Tuilerien, und vernimmt aus dem
Munde des vor seine Schranken gerufenenMaire,
daß die Sektionen in der Nacht den Burgerrath
entlassen, aber gleich darauf alsRevolutions-Bür¬
gerrath wieder eingesetzt haben. Schon sind Ab¬
geordnete desselben angelangt, dem Convente die
Mittheilung zu machen, daß das Volk sich zum drit-
tenmale erhoben habe, um die freiheitsmorderifchen
Entwürfe seiner Feinde zu vernichten, und zunächst
Abschaffung der Zwölfer-Commission nebst einem
Anklagedekret gegen dieselbe und noch gegen zwei
und zwanzig andere Conventöglieder, dann vierzig
Sous täglichen Sold für jeden bewaffneten Sans¬
culotten, Herabsetzung des Brotpreifes auf drei
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