Full text: [Teil 3 = (6. und 7. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 3 = (6. und 7. Schuljahr), [Schülerband])

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Dort sollen sie ihm büßen im Kerker trüb und kalt; 
Es gähnt zn ihren Füßen ein Schlund und finstrer Wald. 
6. Hier lernt vom Grimme rasten der Württemberger Utz, 
Der Bischof hält ein Fasten, der Markgraf läßt vom Trutz. 
Sie mochten schon in Sorgen um Leib und Leben sein, 
Ta trat am andern Morgen der stolze Pfälzer ein. 
7. „Herauf, ihr Herrn, gestiegen in meinen hellen Saal! 
Ihr sollt nicht fürder liegen in Finsternis und Qual. 
Ein Mahl ist euch gerüstet, die Tafel ist gedeckt: 
Drum, wenn es euch gelüstet, versucht, ob es euch schmeckt!" 
8. Sie lauschen mit Gefallen, wie er so lächelnd spricht; 
Sie wandeln durch die Hallen ans goldne Tageslicht. 
Und in dem Saale winket ein herrliches Gelag: 
Es dampfet, und es blinket, was nur das Land vermag. 
9. Es setzten sich die Fürsten; da möcht' es seltsam sein: 
Sie hungern, und sie dürsten beim Braten und beim Wein; 
„Nun, will's euch nicht behagen? Es fehlt doch, deucht mir, nichts? 
Worüber ist zn klagen? An was, ihr Herrn, gebricht's? 
10. Es schickt zn meinem Tische der Odenwald das Schwein, 
Der Neckar seine Fische, den frommen Trank der Rhein, 
Ihr habt ja sonst erfahren, was meine Pfalz beschert. 
Was wollt ihr heute sparen, wo keiner es euch wehrt?" 
11. Die Fürsten sahn verlegen den andern jeder an; 
Am Ende doch verwegen der Ulrich da begann: 
„Herr, fürstlich ist dein Bissen, doch eines thut ihm not, 
Das mag kein Knecht vermissen: wo ließest du das Brot?" 
12. „Wo ich das Brot gelassen?" sprach da der Pfälzer Fritz; 
Er traf, die bei ihm saßen, mit seiner Angen Blitz; 
Er that die Fensterpforten weit auf im hohen Saal: 
Da sah man aller Orten ins offne Neckarthal. 
13. Sie sprangen von beu Stühlen und blickten in das Land: 
Da rauchten alle Mühlen rings von des Krieges Brand; 
Kein Hof ist da zn schauen, wo nicht die Scheune dampft; 
Von Rosses Hilf und Klanen ist alles Feld zerstampft. 
14. „Nun sprecht, von wessen Schulden ist so mein Mahl bestellt? 
Ihr müßt euch wohl gedulden, bis ihr besät mein Feld, 
Bis in des Sommers Schwüle mir reifet eure Saat, 
Und bis mir in der Mühle sich wieder dreht ein Rad.
	        
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