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Abgeordnete aber das Einspruchsrecht (liberum veto) hatte, so Hörte die Ge¬
setzgebung fast auf. In dringenden Fällen (Kriegsgefahr, Königswahl) suchte
man dem durch Konföderationsreichstage abzuhelfen, auf dem Stimmenmehr¬
heit entschied.
2. Von den Wahlkönigen war der erste Heinrich von Anjou, später
Heinrich III. von Frankreich (siehe S. 215).
Von 1587 an regierten Könige aus dem Hause Wasa, deren einige
das Bestreben hatten, die Kronen Schwedens und Polens zu vereinigen. Die
Verschiedenheit der Religion verhinderte es aber.
Im Jahre 1674 wurde Johann Sobieski, der Retter Wiens, zum
Könige gewählt. Er regierte bis 1696.
1697—1733 regierte Kurfürst August II., der Starke, von Sachsen,
der zur katholischen Kirche übergetreten war. Prachtliebend und genußsüchtig,
richtete er seinen Hof nach französischem Muster ein.
III. Rußland.
Vorgeschichte.
a) Die ältesten Stämme in Rußland waren Slaven (zwischen Ostsee
und Dnjepr), Lappen und Finnen (im Norden) und Tataren (im
Süden). Die Hauptorte der Slaven waren Kijew und Nowgorod,
welche lebhaften Handel trieben.
b) Einwanderer. Innere Parteiungen der Slaven veranlaßten die
Einwanderung der Waräger aus dem schwedischen Stamme Ruß.
Ihr Führer Rurik gründete eine ausgedehnte Herrschaft um Nowgorod.
Wladimir nahm um 980 das griechische Christentum an.
c) Herrschaft der Mongolen. Bei der Zersplitterung der russischen
Herrschaft in etwa 50 Fürstentümer erlag das Reich um 1224 dem
Anstürme der Mongolen, deren Herrschaft es 200 Jahre trug. Da¬
durch wurde das Land von aller politischen Verbindung mit dem
Westen und von der byzantinischen Kultur des Südens abgeschnitten.
d) Befreiung. Am Ende des Mittelalters befreite Iwan III. Wassilje-
witsch, Großfürst von Moskau, das Land von dem mongolischen
Joche. Die russischen Fürstentümer vereinigte er zu einem Gesamtreiche.
Der erste Versuch, europäische Kultur nach Rußland zu ver¬
pflanzen, wurde von Iwan IV. Wassiljewitsch, dem Schrecklichen, 1534
bis 1584, gemacht. Er knüpfte Handelsverbindungen mit den Eng¬
ländern und Holländern an und schuf das Corps der Sttelitzen, das
mit Feuergewehren bewaffnet war.
Mit dem Tode seines schwachen Sohnes Feodor erlischt das
Ruriksche Haus. Es beginnt eine Zeit der Anarchie, bis die Er¬
hebung des Hauses Romanow 1613 die Ruhe wiederherstellte. Der
vierte Herrscher aus diesem Hause ist
Peter der Große, 1689—1725.
1. Sein Lebensgang. Zehn Jahre alt, wurde er mit Übergehung