Aus der Berliner Gelehrtenwelt. 143
Aus der Berliner Gelehrtenwett (die beiden Knmvotdt, Kart
Witter, Koon, Z)ove, v. Kaum er, Wanke, Werh, Kröpfen u. s.w.).
Die Berliner Gelehrtenwelt stand und steht zur Universität und Akademie sowie
zu den vielen wissenschaftlichen Vereinen Berlins, welche für dessen geistiges
Leben stets von größter Bedeutung gewesen sind, in innigster Beziehung. Die
beiden Gebrüder v. Humboldt, welche niemals Universitätsprofessoren
waren, wurden als wissenschaftliche Leuchten der Hauptstadt bereits erwähnt.
Alexander, welcher von 1799 — 1804 einen großen Theil des spanischen
Südamerika, außerdem besonders Mexiko bereist und erforscht, auch im Jahre
1829 auf russische Staatskosten eine nicht minder erfolgreiche Reise nach
dem nördlichen Asien, Ural und Altai, der chinesischen Dsungarei und dem
Kaspischen Meere unternommen hatte, widmete sich nachmals vorzüglich dem
Hauptwerke seines Lebens, dem „Kosmos", Entwurf einer physikalischen Welt-
beschreibung, welche die Resultate seiner reichen literarischen und eigenen natur-
kundlichen Forschungen zu einem einheitlichen System zusammenfaßt. Einer
seiner Biographen sagt: „Humboldt hat die Aufgabe glücklich gelöst; sein Werk
bildet ein Glaubensbekenntniß über das All der Schöpfung, wie dasselbe in dem
Geiste des umfassendsten Naturforschers hat entstehen können. Kein Buch im
Gebiete des Naturwissens hat je solchen Erfolg gehabt, so mächtig eingewirkt
auf alle Stände; das Studium der Natur ist durch ihn in ganz neue Lebens-
kreise eingeführt worden.*)" Auch durch edle, eigenartige Sprache zeichnet sich,
wie die 1808 erschienenen „Ansichten der Natur", Humboldt's Kosmos aus;
er ist in alle europäische Sprachen übersetzt und hat eine eigene weitschichtige
Literatur hervorgerufen. Am 6. Mai 1859 starb Alexander v. Humboldt in
seinem 90. Lebensjahre, bis zum letzten Augenblicke geistesfrisch.
Neben Humboldt wird gern, oft, man möchte sagen in Einem Athem, der
Name des berühmtesten deutschen Geographen, Karl Ritter, genannt. Am
7. August 1779 zu Quedlinburg geboren, hatte er sich durch sein Hauptwerk: „Die
Erdkunde im Verhältnisse zur Natur und Geschichte des Menschen" an die Spitze
der deutschen Geographen gestellt und ward bald die Seele der am 7. Juni
1828 begründeten Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, zu welcher gleich
anfänglich Direktor K. F. Klöden, Pros. Berghaus, Prof. Zeune, Adal-
bert v. Chamiffo, der Kartograph Reymann, Baeyer, Präsident des
Centralbnreaus der europäischen Gradvermessung, der berühmte Geologe Leo-
pold v. Buch, der Astronom Encke, der Direktor des Zoologischen Museums
Lichtenstein, der später als Feldherr in den Feldzügen von 1864 und 1866
ausgezeichnete Vogel v. Falkenstein, später auch der nachmalige Kriegs-
minister und Reorganisator der preußischen und deutschen Armee v. Roon
gehörten. Die Bedeutung dieser Gesellschaft ist weit über Berlin hinaus-
gegangen, indem sie die Anregung zur Bildung einer Reihe ähnlicher Vereine
in ganz Deutschland wurde. Von ihr hat sich im weiteren Verlaufe (1869)
die Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Ur-
geschichte, unter Virchow als Anthropologen und Bastian als Ethnologen,
abgelöst, ferner die Afrikanische Gesellschaft und im Jahre 1878 der
*) Wir schalten ein: bis auf Darwin's spätere Schriften, von denen wieder
eine neue Epoche der Naturbetrachtung datirt.