Full text: [Teil 4 = (5. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 4 = (5. Schuljahr), [Schülerband])

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Und er schlüpft, eine Welle sickert so fein, 
in die mondhellen Gassen durchs Tor hinein. 
Durch die Fenster die Menschen er sitzen sieht 
beim Kbendbrot und beim Kbendlied. 
Die Mutter erzählt im Kinderkreis 
ein grusliges Märchen, flüsternd leis. 
Da tönt von den Türmen Spätglockengeläut, 
und der Sandmann ins Zimmer die Körner streut,- 
er schleudert in Garben aus blinkender Hand 
wie ein Kegen von Sternen den goldenen Sand. 
Und den Kleinen, pausbäckig und märchenfrisch, 
sinken traumschwer die Wimpern über den Tisch. 
Das sticht so dornig, das prickelt so spitz, 
sie reiben die Kugen, da leuchtet's wie Blitz. 
Die Mutter den Kuf aber schallen läßt: 
„Der Sandmann ist da! Flugs Kinder, ins Nest!" 
Heinrich vierordt. 
14. Die gute Mutter. 
Sm Jahre 1796, als die französische Krmee nach dem Kückzuge aus 
Deutschland jenseits hinab am Kheine lag, sehnte sich eine Mutter in der 
Schweiz nach ihrem Kinde, das bei der Krmee war und von dem sie 
lange nichts erfahren hatte, und ihr herz hatte daheim keine Kühe mehr. 
„Lr muß bei der Kheinarmee sein," sagte sie, „und der liebe Gott, der 
ihn mir gegeben hat, wird mich zu ihm führen." Kls sie auf dem Post¬ 
wagen zum St. Johannistore in Basel heraus und an den Kebhäusern 
vorbei ins Sundgau gekommen war, treuherzig und redselig, wie alle Ge¬ 
müter sind, die Teilnahme und Hoffnung bedürfen, und die Schweizer 
ohnedies, erzählte sie ihren Keisegefährten bald, was sie auf den weg 
getrieben hatte. „Find' ich ihn in Kalmar nicht, so geh' ich nach Stra߬ 
burg,- find' ich ihn in Straßburg nicht, so geh' ich nach Mainz." Die 
andern sagten das dazu und jenes, und einer fragte sie: „was ist denn 
Euer Sohn bei der Krmee? Major?" Da schämte sie sich fast in ihrem 
herzen- denn sie dachte, er könnte wohl Major sein oder so etwas, weil 
er immer brav war, aber sie wußte es nicht, „wenn ich ihn nur finde," 
sagte sie, „so darf er auch etwas weniger sein, denn er ist mein Sohn." 
Zwei Stunden dierseit Kalmar aber war es, als die Sonne sich zu den 
Elsässer Bergen neigte,- die Hirten trieben heim, die Kamine in den Dörfern 
rauchten, die Soldaten in dem Säger nicht weit von der Straße standen
	        
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