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97. Sprichwörter von Hans Ißumrm von Abschatz.
(Lebte von 1646—1699.)
Allzufetter Herd
Selten lange währt.
Weit entlegne Wasserflut
Löscht dir keine nahe Glut.
Heller Hellern beigelegt,
Machen, daß man Thaler trägt.
Nichts behält, wer allzuviel
Auf einmal ergreifen will.
Nach der That
Gilt der Rath.
Geld, der Meister aller Sachen,
Weiß aus Nein oft Ja zu machen.
Besser ist es, daß das Ei
Als das Huhn verloren sei.
Laß deinen Mund verschlossen sein,
So schluckst du keine Fliegen ein.
98. Altgermanische Göttersage.
1. Allvater und Ginnungagap.
Einst war ein Alter, da alles nicht war, nicht die Erde noch der
dachende Himmel, weder festes^Land noch die wogende See — nirgends
Gestalt oder Leben; klaffend und leer stand der unendliche Raum nach
allen Seiten hin offen: Ginnungagap nannten ihn unsere Vorfahren,
d. h. die Kluft der Klüfte. Doch in ihm waltete der Geist Allvaters,
der von Ewigkeit war. Auf sein Geheiß sonderte sich in dem unerme߬
lichen Chaos Licht und Finsternis. Zwei Welten entstanden: Niflheim
hoch im Norden, da war es dunkel und kalt, und Musplheim im Süden,
wo es heiß und licht war. In Niflheim entsprang ein Brunnen,
Hwergelmir (der brausende Kessel) genannt; aus ihm flössen zwölf
Ströme, die erfüllten den leeren Raum. Das flüssige Element ist der
Urstoff der Welt.
2. Ymir und die Eisriesen.
Die Gewässer, die von Niflheim ausströmten, gefroren in kurzer
Entfernung von ihrer Quelle; dadurch schoben sich mächtige Eisschollen