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Naturbilder.
flochten, überwölbt und warm mit Moos ausgefüttert, bietet es genügen¬
den Schutz gegen Kälte und Nässe. Von seinen zwei Eingängen wird
immer einer gegen den Wind verschlossen gehalten, bei rauher Witte¬
rung oder Kälte sogar beide. Im Winter versinkt das Eichhörnchen in
tiefen Schlaf, der aber zuweilen unterbrochen wird. An windstillen
Tagen können wir es dann umherspringen sehen um Nahrung zu sam¬
meln oder aus einer der vielen Vorratskammern herauszuholen.
Bernhard Landsberg, Streifzüge durch Wald und Flur, 3. Ausl.
Leipzig 1902, S. 27 f.
Vgl. Gerold, 105 Wandtafeln für den naturgeschichtlichen Anschauungsunterricht,
1. Abt. Zoologie Nr. 15: Eichhörnchen; Engleder, Wandtafeln für den naturgeschichtlichen
Unterricht, 1. Abt. Tierkunde Nr. 52: desgl.
113. Etwas vom Dachse.
Der Dachs ist] nicht so ganz lichtscheu, als man gewöhnlich glaubt.
Er ist mehr menschenscheu und hält sich den Tag über im Bau auf um
nicht beunruhigt zu werden. Von einem Jäger, dem das seltene Glück
zuteil ward einen Dachs im Freien ganz ungestört und längere Zeit
beobachten zu können, erhalten wir Mitteilungen, die in dieser Beziehung
einige alte Irrtümer berichtigen. Er besuchte wiederholt einen Dachsbau,
der, am Rande einer Schlucht gelegen, von der entgegengesetzten Seite
dem freien Überblick offen lag. Der Bau war stark befahren, der neu
ausgeworfene Boden jedoch vor der Hauptröhre so eben und glatt wie
eine Tenne und so fest getreten, daß nicht zu erkennen war, ob er Junge
enthalte.
Als der Wind günstig war, schlich sich der Jäger von der ent¬
gegengesetzten Seite in die Nähe des Baues und erblickte bald einen
alten Dachs, der griesgrämig in eigener Langweiligkeit verloren dasaß,
doch sonst, wie es schien, sich recht behaglich fühlte in den warmen
Strahlen. Dies war nicht ein Zufall; der Jäger sah das Tier, sooft er
an hellen Tagen den Bau beobachtete, in der Sonne liegen. In Wohl¬
seligkeit und Nichtstun brachte es die Zeit hin. Bald saß es da, guckte
ernsthaft ringsum, betrachtete dann einzelne Gegenstände genau und
wiegte sich endlich nach Art der Bären auf den Vorderpranken gemäch¬
lich hin und her. Seine große Behaglichkeit unterbrachen jedoch plötz¬
lich blutdürstige Parasiten [Ungeziefer], die es in außergewöhnlicher
Hast mit Nagel und Zahn sofort zur Rechenschaft zog. Endlich zufrieden
mit dem Erfolge des Strafgerichts gab der Dachs mit erhöhtem Behagen
in der bequemsten Lage sich der lieben Sonne preis, indem er ihr bald
den breiten Rücken bald den wohlgenährten Wanst zuwandte. Lange
dauerte dieser Zeitvertreib aber auch nicht; mit der Langeweile mochte
ihm etwas in die Nase kommen. Er hebt diese hoch, windet nach allen