Full text: [Bd. 2 = Quinta, [Schülerband]] (Bd. 2 = Quinta, [Schülerband])

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. Sedan. 
Brief des Königs Wilhelm an die Königin Augusta. 
Vendresse, südlich Sedan, 3. September 1870. 
Du kennst nun durch meine drei Telegramme den ganzen Umfang 
des großen geschichtlichen Ereignisses, das sich zugetragen hat. Es ist 
wie ein Traum, selbst wenn man es Stunde für Stunde hat abrollen 
sehen. 
Wenn ich mir denke, daß nach einem großen, glücklichen Kriege ich 
während meiner Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten konnte, 
und wenn ich nun diesen weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich 
mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Mitverbündeten aus— 
ersehen hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen 
seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk 
aufzufassen, um in Demut Gottes FSührung und seine Gnade zu preisen. 
Nun folge ein Bild der Schlacht und deren Solge in gedrängter Kürze! 
Die Armee war am Abend des 31. und am 1. früh in den vor— 
geschriebenen Stellungen angelangt, rund um Sedan. Der Kampf begann 
trotz dichten Nebels bei Bazeilles schon früh am Morgen, und es entspann 
sich nach und nach ein sehr hitziges Gefecht, wobei Haus für Haus ge— 
nommen werden mußte, was fast den ganzen Tag dauerte. Als ich 
um acht Uhr auf der Front vor Sedan eintraf, begann die große Batterie 
gerade ihr Feuer gegen die Festungswerke. Huf allen Punkten entspann 
sich nun ein gewaltiger Geschützkampf, der stundenlang währte, und 
während dessen von unserer Seite nach und nach Terrain gewonnen wurde. 
Sehr tief eingeschnittene Schluchten mit Wäldern erschwerten das 
Vordringen der Infanterie und begünstigten die Verteidigung. Allmählich 
zog sich der Feuerkreis immer enger um Sedan zusammen. Es war 
ein grandioser Anblick von unserer Stellung auf einer dominierenden 
höhe hinter jener genannten Batterie. Der heftige Widerstand des Feindes 
fing allmählich an nachzulassen, was wir an den aufgelösten Bataillonen 
erkennen konnten, die eiligst aus den Wäldern und Dörfern zurückliefen. 
Die Kavallerie suchte einige Bataillone unseres fünften Korps anzugreifen, 
die eine vortreffliche Haltung bewahrten; die Kavallerie jagte durch 
die Bataillonsintervalle durch, kehrte dann um und auf demselben Wege 
zurück, was sich dreimal von verschiedenen Regimentern wiederholte, 
so daß das Feld mit Leichen und Pferden besäet war, was wir alles von 
unserem Standpunkte genau mitansehen konnten. Ich habe die Nummer 
dieses braven Regiments noch nicht erfahren können. 
Da sich der Rückzug des Feindes auf vielen Stellen in Flucht auflöste 
und alles, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, in die Stadt und nächste
	        
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