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In ähnlicher Weise wurden seit 1810 selbständig Buenos
Ayres, Chile und Paraguay, seit 1821 Mexico und Cen¬
tralamerika.
Brasilien löste sich 1822 von Portugal los und konsti¬
tuierte sich als Kaiserreich unter Don Pedro, dem Sohne Johanns VI.
von Portugal.
2. Der Freiheitskampf der Griechen. Unter den Grie¬
chen hatte sich 1814 eine geheime Verbindung (Hetärie der Phi¬
lik er) zur Abschüttlung des türkischen Jochs gebildet. Im März
1821 gab Petro Mauromichalisin der Maina (Taygetos) das Signal
zum Aufstand, in der Moldau Fürst Alexander Ypsilanti. Zwar
wurde der letztere zur Flucht auf österreichisches Gebiet genötigt,
doch das vom Pöbel in Konstantinopel an den Griechen verübte
Blutbad gab dem Aufstand in Morea neue Nahrung. Die Griechen
kämpften tapfer, durch die Natur des Landes unterstützt, obgleich
russische Hilfe ausblieb und der Kongrefs zu Verona sich gegen
sie erklärte; vielfach fanden sie jedoch trotz ihrer inneren Zwistig¬
keiten bei den Völkern Europas Aufmunterung und Unterstützung
(Philhellenen. König Ludwig I. von Bayern. Eynard. Byron).
1825 sandte Mehemed Ali, Pascha von Ägypten, dem Sultan
ein Hilfsheer unter seinem Sohn Ibrahim. Missolonghi (un¬
weit der Ruinen von Kalydon) wurde 1826 von diesem erobert
und Morea fürchterlich verheert, die völlige Unterwerfung stand
in Aussicht. Da endlich drang in Europa die öffentliche Meinung
durch. Graf Capo d'Istria, früher in russischen Diensten, ward
zum Präsidenten der griechischen Republik gewählt und England
(Canning), Frankreich und Rufsland schlossen einen Vertrag,
um das Ende des Krieges herbeizuführen. In der Seeschlacht
bei Navarino (Pylos) 1827 wurde von den vereinigten Flotten
die ägyptische vernichtet, und 1828 zwang ein französisches Heer
Ibrahim zur Räumung Moreas.
Im Frieden zu Adrianopel 1829 wurde die Pforte zur
Anerkennung der Unabhängigkeit Griechenlands gezwungen, be¬
hielt aber Thessalien und Epirus. Erst 1832 wurde Otto, Sohn
des Königs Ludwig von Bayern, durch die fremden Mächte
als König von Griechenland proklamiert (1832—1862*).
II. Die Juli-Revolution von 1830 und ihre Wirkungen.
1. Ludwig XVIII. (1814—1824) suchte anfangs ein ge-
mäfsigtes, konstitutionelles Regiment zu begründen, fand aber bei
seinem Bruder Artois und den zurückgekehrten Emigranten den
heftigsten Widerstand. Die Ermordung des Herzogs von Berry
*) König Otto verliefs 1862 infolge eines Aufstandes das Land.
Der dänische Prinz Georg übernahm 1863 die Regierung.
Richter-Dietsch, GrundriTs III. 8