Burg Hohenzolleni.
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und da musterhafte Straßenbauten ausweisen — der höchste der Pässe
ist der, welcher aus dem Gothaischen über Oberhof nach Suhl führt
— vermitteln den großen Verkehr zwischen Nordost- und Süddeutsch¬
land. Längentäler sind in dem Gebirge gar nicht vorhanden; alle
Bäche laufen quer vom Hauptrücken zum Flusse und erreichen des¬
halb keine große Ausdehnung. Sie wenden sich entweder der
Werra, dem Main oder der Saale zu. — Nirgends ist der Thüringer
Wald unwirtbar, seine Höhen sind mit Holz freundlich bestanden,
die Wände mit malerischen Felsen geziert; seine Täler sind saftig
und grün, von hellen Bächen durchtanzt. Fast in allen Tälern
hat sich die Menschenwelt angesiedelt, und in der südöstlichen
Hälfte wohnt sie auch auf den Bergen.
Und wie die Wälder und Berge schön und anmutig, so sind
die Menschen dort treu und bieder; es ist ein wahres Wort, das
einst der große Karl August von Weimar aussprach, als die
Hede auf die verschiedenen Stämme des deutschen Vaterlandes kam.
Jeder pries die glänzenden Eigenschaften seiner Landsleute. „Möglich,"
sagte er, „daß eure Leute mehr von der Kultur beleckt, daß sie
nach einzelnen Richtungen hin weit vorwärts geschritten sind, aber
einen so kräftigen, schönen Menschenschlag wie meine Thüringer,
so treu und ehrlich und so bieder und so liederreich und poetisch —
den sollt ihr mir noch suchen im ganzen Deutschen Reiche!"
122. Burg Hohenzollern.
Mit Benutzung von Baedeker, Süddeutschland und Österreich.
A.
Von den zahlreichen Kegelbergen der schwäbischen Alp sind
besonders zwei hochberühmt: der Hohenstaufen und der Hohenzollern.
Auf jenem erhob sich einst das Stammschloß des mächtigen Kaiser¬
geschlechtes der Hohenstaufen, unter deren Scepter das Deutsche
Reich im Mittelalter zur ersten Macht der Welt emporblühte; auf
dem anderen Berge lag die Burg der Hohenzollern, deren Stamm
von der Vorsehung dazu ausersehen ward, des alten Reiches Herr¬
lichkeit zu erneuen. Friedrich der Rotbart hat sie, wie der Dichter
singt, mit hinabgenommeri in sein unterirdisches, verzaubertes Schloß
unter der Turmruine seiner Kyffhäuserburg; sie ist wiedergekehrt
unter Wilhelm I. dem Weißbart, dessen Ruhm ein herrliches Denkmal,
welches nicht weit von jenem alten, sagenumrankten Turme in die
Wolken ragt, der Mit- und Nachwelt verkündet.
Längst ist das hohenstaufische Geschlecht erloschen; sein Stamm¬
schloß liegt seit Jahrhunderten in Trümmern: die Hohenzollern-
burg ist vor Jahrzehnten in mittelalterlicher Schönheit neu erstanden,
und der Hohenzollernstamm treibt Reis auf Reis.