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Tie schlenderten den ganzen Tag umher, schauten ins Wasser und sahen nach
Wind und Wetter, und wenn sie am Mittage nach Hause kamen, hatten sie
Hunger wie die Wölfe; denn nichts in der Welt schärft so sehr die Eßlust,
als der Aufenthalt in freier Luft und am fließenden Wasser.
Da saßen sie denn um den großen Eichentisch herum, die sieben Riesen,
und es war eine Pracht, zu schauen, wie es ihnen schmeckte. Nach dem Essen
gingen sie ein Stündchen aus den Heuboden, legten sich der Reihe nach hin
zum Schlafen und schnarchten, daß die Wände dröhnten, und wenn sie sich
gehörig wieder gestärkt fühlten, dann recktep und streckten sie sich und gingen
wieder langsam nach dem Ufer, um den Fischern zuzusehen, wie sie Lachs
und Stör fingen, und wie die Schiffe lustig stromauf und -ab segelten. Sowie
die Sonne zur Ruhe gehen wollte, schickten auch sie sich an zur Heimkehr und
zum Schlafengehen. Vorher aber nahmen sie erst eine tüchtige Abendmahlzeit.
Hatten sie sich aber einmal zur Ruhe gelegt, dann schliefen sie auch wie die
Bäume fest und unerwecklich, bis die Sonne hoch am Himmel stand und die
kleine Schar zum Frühstück rief.
In dieser Weise trieben sie es jahraus, jahrein, einen Tag wie den
andern, in stetem Müßiggänge, so daß sie in der ganzen Nachbarschaft nur
unter dem Namen der sieben Faulen bekannt waren. Das wußten sie recht
gut; aber was kümmerte sie das Geschwätz der Welt? Ihr Gewissen drückte
sie nicht, und wenn sie nach Hause kamen, war der Tisch gedeckt. Da waren
die Reden neidischer Menschen leicht vergessen. Der Vater gab ihnen wohl
mitunter zu verstehen, daß er älter werde und sich zu ihnen versehe, daß sie
ihm unter die Arme greifen würden. Das war aber lächerlich; denn der hatte
ja selbst so wenig zu schaffen, daß er meistens den ganzen lieben Tag aus
der Bank vor dem Hause saß, oder mit den vorübergehenden Nachbarn über
das Wetter sprach. Auch pflegte er stundenlang nüt untergeschlagenen Armen
in seine Wasserlachen zu schallen lind Vergleiche darüber anzustellen, wieviel
gliicklicher Harm, Klaus oder Kunz seien, daß sie gutes trockenes Land und
gesundes Heu hätten. Dann seufzte er tief, drehte sich um und ließ es beim
alten. Die Mutter meiste die Ziege, kochte Rüben und Kohl, besorgte Feuerung
und Wasser und war überhaupt die einzige, welche Sorge trug fürs Haus¬
wesen.
Dies Leben hatte lange gewährt, als die Brüder doch endlich anfingen
Langeweile zu enipfinden, daß sie so gar ohne Beschäftigung wären. Auch
sahen sie, wie ihre Altersgenossen bei anderen Leuten in Diensten standen, sich
etwas verdienten und emporkamen. Da sprach der Älteste zu den übrigen:
„Ihr wißt, wie niir, als dem Erstgeborenen, der väterliche Hof gebührt, von
rechtswegen; allein ich verzichte auf mein Vorrecht zu Gunsten unsers jüngsten
Bruders. Ich will in Dienst gehen bei fremden Leuten und hoffe mir in
kurzem soviel zri erwerben, daß ich mir selbst einen Hof kaufen kann." Die
Rede fand allgemeinen Beifall; sie beschlossen alle desgleichen zu tun und das
Haus zu verlassen; selbst der Jüngste wollte nicht daheim bleiben, denn es