Full text: Klasse 5 (sechstes Schuljahr) (Teil 5, [Schülerband])

Weiß der Alabasterplatten, aus deren rhythmisch bewegten Mustern ein¬ 
gelegter, blauer Glasfluß wie Edelgestein hervorblitzt; die Wände selbst 
sind bedeckt mit bunten Malereien, die zwischen mancherlei Fabeltieren 
die Stierjagden und die Kämpfe der Könige darstellen. Drei weite 
Flügeltüren führen zum Vorzimmer des großen Saales: doch zuvor 
begab sich der aus der Fremde Kommende durch eine Seitentür des 
Vorzimmers zu dem Badezimmer, damit er rein, wohlgesalbt und wohl- 
gekleidet vor dem Könige erschiene. Ein Teppich verhängt die Türe zu 
dem Saale. Treten wir über seine breite, steinerne Schwelle, so um¬ 
fängt uns ein gedämpftes Licht, das sparsam von oben, von den seit¬ 
lichen Öffnungen der in der Mitte höher herausgehobenen Holzdecke 
einfällt. Vier schlanke Säulen tragen das Dach; in ihrer Mitte befindet 
sich der buntgeschmückte Kreis des Herdes, von dem der Rauch zu den 
Fensteröffnungen emporzieht. 
67. Die Furcht der Römer vor den Germanen. 
Nach Cäsar. 
Auf dem Anmarsche gegen Ariovist machte Cäsar notgedrungen 
in Vesontio einige Tage Halt, um die Getreidezufuhr zu regeln. 
Hier fanden die Römer Zeit, sich bei den Galliern und den römischen 
Kaufleuten, denen die Germanen bereits genauer bekannt waren, 
nach dem Feinde zu erkundigen, dem sie entgegenzogen. Die Schil¬ 
derungen, die sie zu hören bekamen, benahmen ihnen allen Mut: 
an Wuchs, so hieß es, seien die Germanen wahre Riesen, ihre 
Tapferkeit und Waffengewandtheit sei beispiellos. Oft genug, so 
versicherten die Erzähler, hätten sie es an sich erfahren, daß kein 
Mensch den scharfen Blick ihrer Augen und den dräuenden Ausdruck 
ihrer Mienen ertragen könne! 
Zuerst riß die Mutlosigkeit bei den freiwilligen Offizieren ein, 
die Cäsar um irgendeiner persönlichen Beziehung willen in den 
Krieg begleitet hatten, ohne aber besondere militärische Erfahrung 
oder Befähigung zu besitzen. Einer nach dem andern stellte sich 
bei ihm ein und bat wegen eines unaufschieblichen Geschäfts um 
Urlaub nach Rom. Nur wenige schämten sich ihrer Furcht und 
blieben. Verbergen aber konnten auch sie ihre innere Angst nicht: 
nur zu deutlich malte sie sich in ihren Zügen, ja, manche ließen 
sich zu Tränen hinreißen. Sie verkrochen sich in ihre Zelte und 
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