Das Königreich Preußen. 319 
Schuhfabrikation in Erfurt, Mühlhausen, Sangerhausen, Bitterfeld und Weißenfels, 
Handschuhfabrikation in Magdeburg, Halle, Halberstadt :e., Tapetenfabrikation in 
Nordhausen betrieben; grobe Spielsachen sind Erzeugnisse des Harzes (Bennecken- 
stein), sowie der Kreise Schleusingen und Ziegenrück? Möbel werden in Magdeburg, 
Pianinos in Zeitz und Erfurt, Knöpfe in Schönebeck, Gardelegen und Sanger- 
hausen, Lampen in Erfurt, Kämme in Naumburg gefertigt. 
Der Handel ist in der Provinz schon seit lange in lebhaftem Betriebe, 
da die zentrale Lage und die natürlichen Verhältnisse derselben diese Thätig- 
keit besonders begünstigen. Es handelt sich hierbei nicht bloß um die Besrie- 
digung des eignen Bedürfnisses und um Absatz der mannigfachen Industrie- 
erzeugnisse der Provinz, sondern auch um einen Zwischenhandel zwischen den 
großen Seehandelsplätzen an der Nordsee und den südlicher gelegenen Gegenden 
Deutschlands und Österreichs. 
Außer Magdeburg, das durch besondere Stapel- und Niederlage-Gerechtsame 
ausgezeichnet war und seit dem Mittelalter eine hervorragende Stellung als Handels- 
platz behauptet hat, nahmen die Städte Erfurt (die alte Hauptstadt von Thüringen), 
Nordhausen, Mühlhausen, Halle, Quedlinburg, Halberstadt und Aschersleben mehr 
oder weniger seit lange an dem bezeichneten regen Geschäftsleben teil. Als die 
Hanfa, zu welcher alle hervorragenderen Plätze der Provinz gehört hatten, gesunken, 
das Vaterland durch den Dreißigjährigen Krieg gänzlich verarmt war und die vielen 
kleineren oder größeren Staaten Deutschlands sich durch lästige Zollschranken gegen 
einander abschlössen, kam der Handel der Provinz natürlich fast gänzlich zum Erliegen. 
Nachmals indes erholte sich derselbe verhältnismäßig schnell wieder, angeregt durch 
die Rührigkeit der Bewohner sowohl in der Ausbeutung des trefflichen Bodens als 
auch in mannigfacher Gewerbthätigkeit. Das Weitere that in der gedachten Be- 
ziehung die staatliche Fürsorge, welche besonders im laufenden Jahrhunderte die 
Zollschranken beseitigte und das Verkehrswesen hob. Zwar ist der Zwischenhandel 
gesunken, indes kann der Handel der Provinz noch immer verhältnismäßig rege 
genannt werden. Obenan steht auch jetzt Magdeburg, welches die ausländischen 
Produkte (Kolonialwaren :c.) nach dem Binnenlande hin, den Zucker und die In- 
dustrieerzeugnisse des Binnenlandes nach der See hin vertreibt; daneben stehen: 
Halle, im Zucker- und Landesproduktengefchäft, Nordhausen und Halberstadt, im 
Branntwein- und Spiritushandel, Erfurt, Quedlinburg und Aschersleben, im Samen- 
und Blumenhandel bedeutend. — Im Dienste des Handels stehen die Magdeburger 
Privatbank, eine Reichsbankhauptstelle in Magdeburg, mehrere Reichsbank- und Reichs- 
banknebenstellen; hierzu kommen zahlreiche genossenschaftliche Spar- und Vorschuß- 
sowie Konsumvereine. Für das Versicherungswesen hat Magdeburg eine sehr hervor- 
ragende Bedeutung (mehrere Gesellschaften für Lebens-, Feuer-, Waffer-, Hagel- und 
Rückversicherung); auch Halle und Erfurt besitzen eine Versicherungsgesellschaft. 
Unter den Verkehrswegen treten die Elbe mit mehreren Nebengewässern 
und der Plauesche Kanal sehr bedeutsam hervor; sehr zahlreich sind die 
Schienenwege, durch welche sich besonders Magdeburg, Halle und Erfurt zu 
Verkehrsmittelpunkten erhoben haben; trefflich entwickelt sind auch das Post- 
und Telegraphenwesen, weit verzweigt und gut gehalten die Provinzial- und 
Kommunalstraßen. 
Die gesamte schiffbare Strecke des Elbstromes vom Eintritt in die Provinz bis 
zum Austritte aus derselben beträgt 418 km; die Saale ist von ihrem Eintritte in 
die Provinz (oberhalb Naumburg), die in die letztere fließende Unftrnt von Artern 
ab schiffbar. Die Havel, welche in ihrem Unterlaufe die Provinz Sachsen von der 
Provinz Brandenburg trennt, hat besonders durch den erwähnten Plaueschen Kanal 
eine große Bedeutung, indem derselbe den Verkehr auf der Elbe durch die Havel 
nach der Reichshauptftadt und weiterhin nach der Oder leitet. Der früher ange- 
gebene Verkehr auf der Spree bei Berlin (vgl. Provinz Brandenburg) kommt zu 
einem großen Teil auf^ Rechnung dieses Kanals. Der auf der Elbe innerhalb der 
Provinz stattsindende Schiffahrtsverkehr läßt sich zum Teil daraus entnehmen, daß
	        
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