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Er sah nunmehr die richterische Brücke —
Und fühlte schon den Beinbruch halb.
„Ja Vater, fing er an, der Hund, von dem ich rede,
War groß, und wenn ich ihn auch was vergrößert hätte,
So war er doch viel größer als ein Kalb."
Die Brücke kommt. Fritz! Fritz! Wie wird dir's gehen!
Der Vater geht voran, doch Fritz hält ihn geschwind.
„Ach Vater, spricht er, seid kein Kind
Und glaubt, daß ich dergleichen Hund gesehen;
Denn kurz und gut, eh wir darüber gehen,
Der Hund war nur so groß, wie alle Hunde sind."
Gellerl.
147. Der Esel.
Ein armer Bauer wollte sterben;
Drei Söhne standen um ihn her.
„Ach, arme Kinder! seufzet er,
Euch hinterlaß' ich nichts zu erben
Als meinen Esel. Und mein ganzes Testament
Ist dies: Besitzt ihn ungetrennt;
Dem dien' er heute, jenem morgen.
Und wer ihn braucht, mag ihn versorgen."
Der Vater stirbt. Der ältste muß
Den Esel wohl am ersten haben.
Von früh bis in die Nacht läßt er den Schimmel traben
An Futter nichts, an Schlägen Überstuß.
Mein Bruder, denkt er, hat ihn morgen,
Der wird ihn schon mit Kost versorgen.
Der zweite holt den matten Gaul
Und überladet ihn mit Säcken.
„Ha, ha! das Schmausen macht dich faul;
Du ließ'st es dir beim Bruder schmecken!"
Der Esel keucht mit dürrem Gaum
Und schleppt sich bis znm Stalle kaum.