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151. Meister Hämmerlein.
Vor etlichen und dreißig Jahren starb in einem preußischen
Dorfe der Gemeindeschmied Jakob Horn. Im gemeinen Leben hieß
er nicht anders als Meister Hämmerlein.
„Meister Hämmerlein? Ei warum denn Meister Hämmerlein?"
Weil er die sonderbare Gewohnheit hatte, wo er ging und
stund, sein Hämmerlein und ein Paar Nägel in der Tasche zu führen,
und an allen Thoren, Thüren und Zäunen zu hämmern, wo er
etwas los und ledig fand. Vielleicht auch, weil er über seinem
Hämmerlein Gemeindeschmied des Dorfes geworden war.
„Wie wäre denn das zugegangen?"
Ganz natürlich, wie ihr sogleich hören sollt. Sein Vorfahr
war gestorben. Vier wackere Burschen hatten sich um den Dienst
gemeldet und dem und jenem allerlei versprochen. Meister Hämmer¬
lein hatte sich nicht gemeldet und nichts versprochen; er hämmerte
bloß ein wenig an einer Gartenthür und erhielt dafür den Dienst.
„Und bloß für ein bißchen Hämmern?"
Bloß für ein bißchen Hämmern! An einer Gartenthüre, nahe
am Dorfe, hing schon wochenlang ein Brett ab. Meister Hämmerlein
kam mit seinem Felleisen des Wegs her. Flugs langte er einen
Nagel und sein Hämmerlein aus der Tasche und nagelte das Brett
fest. Das sah der Dorfschulze. Ihm schien es sonderbar, daß der
landfremde Mensch das Brett nicht los sehen konnte, das doch selbst
der Eigenthümer des Gartens wohl zwanzigmal so gesehen hatte,
ohne es fest zu machen. Er wollte ihn anreden, aber der Bursche
war fort, ehe er ihm nahe genug kam.
Ein paar Stunden darauf ging der Schulze in die Dorf¬
schenke. Sogleich fiel ihm der junge Mensch ins Gesicht. Er saß
ganz allein an einem Tischchen und verzehrte sein Abendbrot. „Ei
willkommen! rief der Schulze. Treffen wir uns hier, guter Freund?"
Der junge Mensch stutzte, sah ihm steif ins Gesicht und wußte nicht,
woher die Bekanntschaft kam. „Ist Er nicht der junge Wanderer,
fragte der Schulze, der diesen Abend da draußen am Wege das
Brett einer Gartenthüre fest gemacht hat?" „Ja, der bin ich." —
„Nun gut, so kommt! Nachbar Hans, sagte der Schulze zu dem