Full text: [Teil 5 = [Kl. 5], [Schülerband]] (Teil 5 = [Kl. 5], [Schülerband])

lichen Raubzügen zu Lande und zur See Ruhm und Schätze zu ge¬ 
winnen. — 
Die Hofstätte eines freien Bauern umfaßte das Wohnhaus mit 
dem Keller, Nebengebäude, Schuppen und Ställe; das ganze war mit 
einem starken Plankenzaun, der Hofwehr, umzogen. Das Haus war aus 
Holz errichtet, mit Farbeu bemalt und mit einer Hausmarke bezeichnet. 
Dieselbe Hausmarke gebrauchte man auch für Gegenstände, die der be¬ 
treffenden Familie gehörten. Am weitesten verbreitet war in unserem 
Lande die sächsische Bauart, die von der anglifchen und dänischen im 
nördlichen Teil unseres Landes erheblich abweicht. Ob die Abweichung 
in älterer Zeit erheblich war, ist zweifelhaft; jedenfalls aber ist der 
Grundtypus des Sachsenhaufes weit verbreitet und uralt. Die Grund¬ 
form war das Rechteck. Das Haus bestand ganz aus Holz. Die 
Fugen zwischen den Balken wurden durch Moos gedichtet. Das Dach, 
bestehend aus Rohr, Schilf, Stroh, Rinde, ruhte auf einem Sparren¬ 
werk, das von dem Jnnenraum durch keinen Zwischenboden getrennt 
war. Im Hintergründe stand der große Herd, dessen flammende Holz¬ 
scheite mit ihrem Rauche die Dachbalken schwärzten. Der Rauch konnte 
durch eine Lichtöffnung im Dache, das Windauge, englisch window, ab¬ 
ziehen. Dieses ließ zugleich das Licht herein und war natürlich ver¬ 
schließbar, damit Regen oder Schnee vom Jnnenraum ferngehalten 
werden konnten. Nahe dem Herd war der Herrensitz. Rings an den 
Wänden zogen sich gezimmerte Bänke hin, die zur Nacht als Schlaf- 
stätten dienten. Tische und tragbare Bänke, die zugleich als Truhen 
dienten, waren im Raume aufgestellt. Den Fußboden bildete festge¬ 
stampfter Lehm. An den Säulen der „Halle" hingen Waffen und 
Beutestücke; kostbare Schalen und Becher römischen Ursprungs, vielleicht 
Geschenke oder Siegeszeichen, zierten beim Edlen oder Fürsten rings die 
Wände. — Beim Sachsenhause wurden die Dachgiebelbalken zu Pserde- 
köpsen zurechtgeschnitzt. — Neben dem Hause lag ein halb unterirdischer 
Keller, der „Thung", der durch eine Balkenlage in zwei Räume geteilt 
und zum Schutze gegen die Winterkälte mit Dünger bedeckt war. Der 
untere Raum diente als srostfreier Aufbewahrungsraum für Vorräte, 
der obere war ein warmer Wohn- und Arbeitsraum für die Frauen. 
Hier war auch der Webstuhl aufgestellt. Einfache Schuppen und Ställe 
schloffen sich an die genannten Baulichkeiten an. — Das waren die 
Ansänge. Die Entwickelung nahm in den verschiedenen Gegenden des 
Landes ihren eigenen Weg. Im altsächsischen Hause brachte man Kojen 
an den Wänden als Schlasstätten an und schuf auch Zwischenwände zur 
Abtrennung von Wohnräumen; rechts und links von der „Tenne" ent¬ 
standen Ställe für das Vieh, und das hohe Dach schützte auch die Ernte¬ 
vorräte, die auf dem „Boden" ihren Platz fanden. Charakteristisch 
für das alte Sachsenhaus ist nämlich, daß Wohnung und Wirt¬
	        
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