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des Lagerfeuers nach noch nicht verloschenen Funken umwühlte, die Ent—
deckung machte, daß der nasse Lehm da, wo das Feuer gebrannt hatte,
trocken und hart wie Stein war. Seine Nachkommen lernten dann lang—
sam, nachdem ihnen die Erfahrung alltäglich geworden war, den Nutzen
daraus ziehen und den Ton breunen. Die ersten Ziegel, die hergestellt
wurden, waren auf der einen Seite flach und hatten auf der anderen
Seite eine rund sich heraushebende Erhöhung; das kam daher, daß auf
der Fläche, auf welcher der weiche Lehm zum Trocknen hingelegt wurde,
der Ton glatt war, während an der oberen Fläche die Masse von der
Mitle nach den Seiten herablief und der Ziegel in der Mitte höher wurde.
Jn den babylonischen Ruinen sind solch alte Ziegel aus der Zeit
von 2500 vor Christo in den tiefsten Schichten gefunden worden. Die
Töpferscheibe war, wenngleich sie auch eine uralte Vergangenheit hat, in
diesen frühen Zeiten noch nicht bekannt oder doch wenigstens etwas ganz
Neues. Es sind in Bismya Fragmente von Töpfergegenständen gefunden
worden, die ohne Zweifel entstanden, bevor die Scheibe in Anwendung
kam; wiederum fand man andere Stücke, die offenbar aus der Zeit
stammen, in welcher die Menschen gerade anfingen, ihre Töpfe und Gefäße
nicht mehr mit den Fingern aus dem Ton zu formen. Die erste Töpfer—
scheibe war nur ein flacher Stein, auf welchen der Ton gelegt wurde. Der
Ehen wurde hauptsächlich noch mit den Fingern geformt, aber gelegentlich
durde der Stein gedreht, um dem Ton eine bessere Gestalt zu geben. Der
nächste Schritt war dann, daß mit dem Stein ein Drehzapfen verbunden
wurde, aber erst lange nachher wurde der Töpferscheibe die endgültige Form
gegeben. Die Entwicklung der Drehbank muß ähnlich vor sich gegangen sein,
leider haben wir zu geringe Spuren von ihren frühesten Formen, um uns eine
genaue Vorstellung von ihr machen zu können. Jedenfalls war die Drehbank
in Babylon schon 6500 Jahre vor unserer Zeit bekannt, wie zahllose der
aufgefundenen Zylinder und gedrehten Steingefäße beweisen. Die voll—
kommene Gleichmäßigkeit der Formen zeigt an, daß damals die Drehbank
bereils in einer hoch entwickelten Form gehandhabt wurde, ja selbst so harte
Sleine wie Lapislazuli und Jaspis konnten verarbeitet werden. Zweifellos
war die alte Drehbank eine Vorrichtung, ganz ähnlich der, wie sie auch noch
im modernen Orient gebraucht wird. Der Gegenstand, der gedreht werden
soll, wird in der Maschine festgehalten; die Hand ist die bewegende Kraft,
während ein Meißel oder ein anderes schneidendes Instrument gegen den
Gegenstand gedrückt wird. Auch die Kugeln unserer Schießwaffen sind
nichts Modernes; schon die alten Babylonier haben sie als Wurfgeschosse
gegen Feinde und großes Wild viele tausend Jahre früher gebraucht, als
das Pulver erfunden wurde. In den tiefsten Schichten der Trümmer
von Bismya sind solche verschieden geformte Wurfgeschosse gefunden
worden, die aus Stein oder Ton gebildet waren und Kunde gaben von
großen Schlachten, die vor Jahrtausenden hier stattgefunden hatten.
Sehr verschieden in der Größe, waren sie bald wie eine Nuß, bald
wie ein großer Apfel; sie waren rund und viereckig, eiförmig oder ganz
unregelmäßig. Diese frühesten Wurfgeschosse wurden mit Schlingen gegen
den Feind geschleudert. Von diesen Schlingen hat sich indes keine Spur
erhallen. Noch einen anderen ganz modern erscheinenden Gegenstand kannten
die alten Babolonier bereits: den Briefumschlag. Jedoch bestand er nicht