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Er seh' in tiefer Nacht so licht,
Als mancher wohl am Tage nicht. j
Er pflegte, wenn er schweift' tm |
Land,
So oft er wo ein Münster fand,
Wcnn's offen war, hineinzutreten,
Wo nicht, doch außerhalb zu beten.1
So traf er in der Nacht einmal
Ein Münster an im öden Thal:
Da ging er fern von seinen Leuten
Nachdenklich, ließ sie fürbaß reiten, i
Sein Pferd er an die Pforte band,
Im Innern einen Leichnam fand. ;
Er ging vorbei hart an der Bahre
Und kniete nieder am Altare,
Warf auf 'neu Stuhl die Handschuh
eilig,
Den Boden küßt' er, der ihm heilig.!
Noch hatt' er nicht gebetet lange,
Da rührte hinter ihm im Gange
Der Leichnam sich auf dem Gestelle.
Der Graf sah um und rief: „Ge¬
selle!
Du seist ein guter oder schlimmer, ,
Leg' dich aufs Ohr uud rühr' dich
nimmer!"
Dann erst er sein Gebet beschloß,
Weiß nicht, ob's klein war oder
groß;
Sprach dann, sich segnend: „Herr!
mein Seel'
Zu deinen Händen ich empfehl'."
Sein Schwert er faßt' und wollte
gehen:
Da sah er das Gespenst aufstehen,
Sich drohend ihm entgegenrecken,
Die Arme in die Weite strecken,
Als wollt' es mit Gewalt ihn fassen
Und nicht mehr aus der Kirche lassen.
Richard besann sich kurze Weile:
Er schlug das Haupt ihm in zwei
Teile;
Ich weiß nicht, ob es wehgeschrien,
Doch mußt's den Grafen lassen ziehn.
Er fand sein Pferd am rechten Orte;
Schon ist er aus des Kirchhofs
Pforte,
Als er der Handschuh erst gedenkt.
Er läßt sie nicht, zurück er lenkt,
Hat sie vom Stuhle weggenommen:
Wohl mancher wär' nicht wieder
kommen.
Uh land.
118. Das Lied vom braven Mann.
Hoch klingt das Lied vom braven Plann
Wie Orgelton und Glockenklang.
Wer hohes Akuts sich rühmen kann,
Den lohnt nicht Gold, den lohnt Gesang.
Gottlob, daß ich singen und preisen kann,
Zu singen und preisen den braven Mann.
Der Tauwind kam vom Mittagsmeer
Und schnob durch Welschland trüb und feucht;
Die Wolken flogen vor ihm her,
Wie wenn der Wolf die Herde scheucht;
Er fegte die Felder, zerbrach den Forst;
Auf Seen und Strömen das Grundeis borst.