bot mit mächtiger Stimme vom Kampfe abzulassen. Und so groß
war sein Ansehen, daß seinem Gebote sofort Folge geleistet wurde.
b. Fine kühne Tat Otto von Bismarcks.
Nach H. Jahnke, Fürst Bismarck.
Im Jahre 1841 war Otto von Bismarck zum Landwehroffizier
befördert worden, und im folgenden Jahre wurde er zu einer
Übung bei dem vierten pommerschen Ulanenregiment einge¬
zogen. Man erzählt wohl aus dieser Zeit manche übermütige
Streiche von ihm, aber eine kühne und menschlich schöne Tat zeigt,
daß, wenn es galt, er auch bereit war, in ernster Sache sein Leben
einzusetzen.
In der Stadtchronik des pommerschen Städtchens Lippehne
bei Stargard findet sich von der Hand des damaligen Ortsgeist¬
lichen, des Oberpfarrers Stöhr, folgendes geschrieben:
, „1842. Freitag den 24. Juni (Johannistag) gegen fünf bis
sechs Uhr nachmittags ließ der zur Übung hier anwesende Leut¬
nant von Bismarck, zweiter Sohn des Rittmeisters a. D. von Bis¬
marck, Gutsbesitzers auf Kniephof bei Naugard, in Begleitung der
Herren Leutnants von Klitzing, von Sehnenden etc. seine Pferde
im hiesigen Wendelsee, zwischen der Brücke und der rechts der¬
selben von der Stadt aus gelegenen Gotthardtschen Gerberbank
durch seinen Bedienten Johann August Ferdinand Hildebrandt
und den Ulan Wilhelm Kühl, beide aus Jarchelin bei Naugard,
schwemmen. Die Herren Leutnants standen auf der Brücke. Hilde¬
brandt ritt mit seinem Pferde zuerst in den See. Unstreitig dadurch,
daß; der Reiter die Zügel ungleich gefaßt, fing das Pferd an, im
Kreise zu gehen. Indem der Reiter es herumreißen wollte, bäumte
es auf und warf ihn in die Tiefe. Der Ulan Kühl sah dies und ritt
schnell hinzu. Da aber das Vorland unter dem Wasser hier schnell
endet, so stürzte er über den Kopf des schnell heruntersinkenden
Pferdes. Nun zog der Herr Leutnant von Bismarck schnell seinen
Uniformrock aus, sprang von dem mindestens fünfzehn Fuß über
dem Wasserspiegel hohen Brückengeländer in den See, riß zuerst
den Kühl auf das Vorland zurück und brachte, im übrigen voll¬
ständig bekleidet und mit Glacehandschuhen versehen, den Hil¬
debrandt, der schon Wasser geschöpft hatte, aus der Tiefe wasser¬
tretend glücklich auf das Vorland, stellte, von ihm umfaßt, diesen,
sobald er auf dem Vorland Grund erhalten hatte, auf, brachte ihn,
nachdem er stehend zum Bewußtsein gekommen war, glücklich an
das Ufer und bemühte sich, das eine noch im See schwimmende
Deutsches Lesebuch f. d. Höh. Schulen des Grohherzogtums. Band I. 12