Full text: [Band 1 = Sexta, [Schülerband]] (Band 1 = Sexta, [Schülerband])

Da der Kellermeister wieder hinaus war, sprach die Ltadtmaus: 
,,Ls hat nun keine Not. Laß uns guter Dinge sein!" Die Feldmaus 
antwortete: „Du hast gut reden; du wußtest dein Loch sein zu treffen, 
derweil ich schier vor Rngst gestorben bin. Ich will dir sagen, was 
meine Meinung ist: Bleibe du eine reiche Ztadtmaus und friß Würste 
und Zpeck; ich will ein armes Feldmäuslein bleiben und meine Eicheln 
essen. Du bist keinen Augenblick sicher vor dem Kellermeister, vor den 
Katzen, vor so viel Mäusefallen, und das ganze Haus ist dir feind. Don 
alledem bin ich frei und sicher in meinem armen Feldlöchlein." 
In großen wassern fängt man große Fische, aber in kleinen wassern 
fängt man gute Fischlein, wer reich ist, hat viel Neider, Jorgen und 
Gefahren. 
15. Vom Hunde im Wasser. 
Martin Luther. 
Es schwamm ein Hund durch einen Wasserstrom und hatte ein 
Ltück Fleisch im Maule. RIs er aber das Spiegelbild vom Fleisch im 
Wasser sieht, wähnt er, es wäre auch Fleisch, und schnappt gierig 
danach. Rls er aber das Maul auftat, entfiel ihm das Btück Fleisch, 
und das Wasser führte es weg. Rlso verlor er beides, das Fleisch und 
das Spiegelbild. 
Man soll sich genügen lassen an dem, was Gott gibt! wer das 
wenige verschmäht, dem wird das Größere nicht, wer zuviel haben 
will, der behält zuletzt nichts. Mancher verliert das Gewisse über dem 
Ungewissen. 
16. Der Kranich und der Wolf. 
Martin Luther. 
Da der Wolf einstmals ein Zchaf gierig fraß, blieb ihm ein Bein 
im halse überzwerch stecken, davon er große Not und Rngst hatte, und 
er erbot sich, großen Lohn und Geschenke zu geben, wer ihm hülfe. Da 
kam der Kranich und stieß seinen langen Kragen dem Wolf in den 
Nachen und zog das Bein heraus. Da er aber den verheißenen Lohn 
forderte, sprach der Wolf: „willst du auch noch Lohn haben? Danke 
du Gott, daß ich dir den hals nicht abgebissen habe! Du solltest mir 
danken, daß du lebendig aus meinem Nachen gekommen bist!" 
wer den Leuten in der Welt wohltun will, der muß sich erwägen, 
Undank zu verdienen,' die Welt lohnet nicht anders denn mit Undank, 
wie man spricht: „wer einen vom Galgen erlöset, dem hilft derselbige 
gern daran."
	        
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