Full text: [Band 1 = Sexta, [Schülerband]] (Band 1 = Sexta, [Schülerband])

einem Felsblocke verborgen; wenn Theseus imstande sei, den Stein 
hinwegzuwälzen, sollte ihn seine Mutter mit dem Schwerte und den 
Sohlen als Erkennungszeichen nach Athen senden. Als nun der 
Jüngling nicht bloß zu herrlicher Körperstärke heranwuchs, sondern 
auch Kühnheit, Einsicht und festen Sinn zeigte, da führte ihn seine 
Mutter Äthra zu dem Steine am Meeresufer, unterrichtete ihn über 
seines Vaters Willen und forderte ihn auf, die Erkennungszeichen 
hervorzuholen und zum Vater nach Athen zu bringen. Theseus 
stemmte sich gegen den Stein und schob ihn mit Leichtigkeit zurück. 
Die Sohlen unter den Füßen und das Schwert an der Seite, voll¬ 
brachte er auf der Wanderung nach Athen mehrere Heldentaten. Auf 
dem Wege, der über die Landenge von Korinth führte, hausten näm¬ 
lich mehrere Unholde; denen wollte Theseus nicht aus dem Wege 
gehen, weil dies ihm feig erschien. Er hatte sich vielmehr 
vorgenommen, ebenso wie Herkules die Erde von allen Bösewichtern 
und wilden Tieren zu reinigen. Der erste, den er auf seiner Wande¬ 
rung zum Vater erlegte, war Periphetes, der,,Keulenschwinger“, 
so genannt, weil er mit seiner eisernen Keule allen Wanderern das 
Haupt 'zu zerschmettern pflegte. Ferner tötete er den ,,Fichtenbeuger“ 
Sinis auf die nämliche Weise, wie dieser die Fremden umbrachte; der 
grausame Räuber band die Wanderer mit den Füßen an zwei zusammen¬ 
gebogene Fichtenwipfel, die er dann auseinanderschnellen ließ, so 
daß die Unglücklichen in grauenhafter Weise zerrissen wurden. 
Zuletzt überwältigte Theseus den grausamen Prokrüstes, den 
„Ausrecken". Dieser Unhold hatte in seiner Wohnung zwei Bett¬ 
stellen, eine sehr kurze und eine sehr lange. War der Fremde, der 
ihm in die Hände geraten war, groß, so zwang er ihn, sich in das 
kurze Bett zu legen; dann hieb er ihm so viel von den Beinen ab, 
bis der Körper ins Bett paßte und das unglückliche Opfer jämmer¬ 
lich umkam. War aber der Fremde klein, so mußte er sich in das 
lange Bett legen, und dann reckte ihn Prokrüstes so lange, bis 
seine Füße an das Ende des Bettes stießen und er unter unsäglichen 
Schmerzen den Geist aufgab. Theseus vergalt ihm Gleiches mit 
Gleichem; er warf den Riesen in die kleine Bettstelle und hieb ihm, 
da sein Leib weit überstand, die Beine ab, so daß der Unhold den¬ 
selben qualvollen Tod erlitt wie viele seiner Opfer. 
Als Theseus in Athen ankam, erkannte Ägeus sogleich sein 
Schwert, und nachdem er sich durch einige Fragen vollends über¬ 
zeugt hatte, daß er seinen Sohn in junger Heldenblüte vor sich habe, 
schloß er ihn in seine Arme. Sofort stellte der Vater ihn der Ver¬ 
sammlung des Volkes vor. Theseus mußte die Abenteuer seiner
	        
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