Full text: [Band 3, [Schülerband]] (Band 3, [Schülerband])

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dem Hunde, und die zwanzig, die ich dem Affen abgenommen habe. Dann 
sei aber auch dein Thun und Leiden, daß du von deinem dreißigsten Jahre an 
bis zum fünfzigsten Lasten tragest und schwitzest und entbehrest und duldest 
wie der Esel; und daß du von deinem fünfzigsten bis zum siebenzigsten dich 
und deine Habe ängstlich hütest wie der Hund knurrend und murrend; und 
endlich, daß du die weiteren zwanzig Jahre bis zu deinem neunzigsten zu 
nichts mehr dienest als wie der Affe zum Gespötte der Kinder. 
Und also ist es auch geschehen, sagt die heidnische Fabel. Und wir er— 
fahren es auch täglich an Menschen, die den Tieren gleich nur das Irdische 
wägen und suchen. Q. Aurb acher. Ein Vollksbüchlein. 1835. T. 1. S. 72 ff. 
9. Das Zaunköniglein. 
Der Vögel muntre Schar entschloß sich einstmals, ein Oberhaupt zu 
wählen und einen aus ihrer Zahl zum König zu machen. Sie versammelten 
sich demnach in einer einsamen Gegend, um da Rat zu halten, und damit 
sie um so ungestörter verhandeln könnten, stellten sie an allen Orten Wachen 
aus: die Raben mußten die Wege und Straßen besetzen, die Störche auf den 
Türmen der Dörfer und Flecken in die Ferne sehen, die Schnepfen in den 
Wäldern auf guter Hut sein und sogar die Spatzen auf einzelnen Bauern— 
höfen Wacht halten. Bei der Nacht schrie der Hahn die Stunden aus, die 
VNachteule machte die Runde bei Hecken und Stauden, und der wachtbare 
Kuckuck stand auf der verlornen Schildwacht. 
Drei Tage verstrichen, bis die älteren und verständigeren Vögel dieses 
Erkenntnis faßten: derjenige solle zur königlichen Hoheit erhoben werden, den 
die freigebige Natur mit dem schönsten Kleid angethan habe. Da hätte man 
nun sehen sollen, mit welcher Sorgfalt sich die Vögel beeifert, sich schön 
herauszuputzen und ihre Gestalt zu verherrlichen. Sie flogen wechselweise 
an den Fluß, der an ihrem Wahllager vorbeifloß, und wuschen und badeten 
sich und fiederten ihre Flügel und suchten alle Federlein an ihrem Leibe aus 
und tauchten wieder ins Wasser und trockneten sich an der Sonne und 
reinigten und putzten sich wiederum, bis sie kein Fehl mehr an sich sahen. 
So dauerte es drei Tage. Am ersten Tage konnte man glauben, daß der 
Pfau den Preis davon tragen werde; denn wenn er sein Gefieder ausspreitete, 
so verlugten sich schier aller Augen in den strahlenden Augen seines Schweifes. 
An dem andern Tage trat der indianische Rabe Papagei) auf und ließ 
sein purpurnes Gefieder an der Sonne spielen, und es schien, als wenn er 
allen obsiegen werde wegen seiner schönen Gestalt. 
Niemand hatte mehr Lust, einen Wettstreit einzugehen, als die ge— 
schwätzige Elster; aber ihr Federkleid hatte gar keinen Geschmack von der 
Welt. Doch was vermag die Arglist nicht und die Eitelkeit! Am dritten 
Tage ging fie an den Fluß und nahm die Geiwitze (Kiebitz) mit sich. Hier 
suchte sie mit allem Fleiße die schönen Federlein zusammen, welche die 
andern Vögel abgelegt, und die Geiwitze mußte ihr als Kammermädchen 
dienen und ihr die raresten, in weißem Pech eingetaucht, an ihrem Leibe an— 
kleben. Zur Belohnung versprach sie derselben einen sichern Dienst in ihrem
	        
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