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in dumpfen Lüsten, dumpfen Schmerzen
ein gottentfremdet Dasein träumt.
Die Kraft des Herrn weht durch die Lande
wie Jugendhauch, o laßt sie ein!
Zerreißt wie Simson eure Bande,
und wie die Adler sollt ihr sein.
4. Wacht auf ihr Geister, deren Sehnen
gebrochen an den Gräbern steht,
ihr trüben Augen, die vor Thränen
ihr nicht des Frühlings Blüten seht!
Ihr Grübler, die ihr fern verloren
traumwandelnd irrt auf wüster Bahn,
wacht auf! die Welt ist neugeboren;
hier ist ein Wunder, nehmt es an!
5. Ihr sollt euch all' des Heiles freuen,
das über euch ergossen ward!
Es ist ein inniges Erneuen
im Bild des Frühlings offenbart.
Was dürr war, grünt im Weh'n der Lüfte,
jung wird das Alte fern und nah,
der Odem Gottes sprengt die Grüfte —
wacht auf! der Ostertag ist da.
73. Mein Lieben.
1. Wie könnt' ich dein vergessen!
Ich weiß, was du mir bist,
wenn auch die Welt ihr Liebstes
und Bestes bald vergißt.
Ich sing' es hell und ruf' es laut:
Mein Vaterland ist meine Braut!
Wie könnt' ich dein vergessen!
Ich weiß, was du mir bist.
2. Wie könnt' ich dein vergessen!
Dein denk' ich allezeit;
ich bin mit dir verbunden,
mit dir in Freud' und Leid.
Geibcl.