Full text: (Für das 6. und 7., resp. 8. Schuljahr) (Band 3, [Schülerband])

158 
vorlieb nehmen. Zugleich unterließ man nicht, der Sauvegarde 
noch einmal zu gedenken und dem spanischen General die gewissen¬ 
hafte Beobachtung derselben ans Herz zu legen. 
Ein freundlicher Empfang und eine gut besetzte Tafel er¬ 
warten den Herzog auf dem Schlosse. Er muß gestehen, daß die 
thüringischen Damen eine sehr gute Küche führen und auf die Ehre 
des Gastrechts halten. Noch hat man sich kaum niedergesetzt, als 
ein Eilbote die Gräfin aus dem Saale ruft. Es wird ihr ge¬ 
meldet, daß in einigen Dörfern unterwegs die spanischen Soldaten 
Gewalt gebraucht und den Bauern das Vieh weggetrieben hätten. 
Katharina war eine Mutter ihres Volks; was den: ärmsten ihrer 
Unterthanen widerfuhr, war ihr selbst zugestoßen. Aufs äußerste 
über diese Wortbrüchigkeit entrüstet, doch von ihrer Geistesgegen¬ 
wart nicht verlassen, befiehlt sie ihrer ganzen Dienerschaft, sich in 
aller Geschwindigkeit und Stille zu bewaffnen, und die Schlo߬ 
pforten wohl zu verriegeln; sie selbst begiebt sich wieder nach dem 
Saale, wo die Fürsten noch bei Tische sitzen. Hier klagt sie ihnen 
in den beweglichsten Ausdrücken, was ihr eben hinterbracht worden, 
und wie schlecht man das gegebene Kaiserwort gehalten. Alan er¬ 
widert ihr mit Lachen, daß dies nun einmal Kriegsgebrauch sei, 
und daß bei einem Durchmarsch von Soldaten dergleichen kleine 
Unfälle nicht zu verhüteu stünden. „Das wollen wir doch sehen!" 
antwortete sie aufgebracht. „Meinen armen Unterthanen muß das 
Ihrige wieder werden, oder bei Gott!" — indem sie drohend ihre 
Stimme anstrengte: „Fürsten blut für Ochsen blut!" Mit 
dieser bündigen Erklärung verließ sie das Zimmer, das in wenigen 
Augenblicken von Bewaffneten erfüllt war, die sich, das Schwert 
in der Hand, doch mit vieler Ehrerbietigkeit, hinter die Stühle 
der Fürsten pflanzten und das Frühstück bedienten. Beim Eintritt 
dieser kampflustigen Schar veränderte Herzog Alba die Farbe; 
stumm und betreten sah man einander an. Abgeschnitten von der 
Armee, von einer überlegenen handfesten Menge umgeben, was 
blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu fassen und, auf welche Be¬ 
dingung es auch sei, die beleidigte Dame zu versöhnen. Heinrich 
von Braunschweig faßte sich zuerst und brach in ein lautes Ge¬ 
lächter aus. Er ergriff den vernünftigen Ausweg, den ganzen 
Vorgang ins Lustige zu kehren, und hielt der Gräfin eine große 
Lobrede über ihre landesmütterliche Sorgfalt und den entschlossenen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.