Full text: (Fünftes und sechstes Schuljahr) (Teil 3, [Schülerband])

^01 ¿3fr iSifi i§fa l§fa SSfc &3fr i3fc 
Geweihe aneinander oder werfen sie majestätisch über den Nacken, 
bis auch sie die Schlinge trifft, die der lappische Bube ihnen 
über die Geweihe wirft, um sie zum Melken heranzuziehen. 
So dient das Renntier seinem Herrn schon auf doppelte 25 
Weise, als Roß und Kuh. Dadurch wird dieser noch unab¬ 
hängiger auf seinen Reisen. Großer Vorräte bedarf er nicht; 
die tägliche Nahrung liefert das Renntier selbst, das seinerseits, 
wie schon bemerkt, seine Kost fast überall in reichen Flechten¬ 
weiden findet. Der Lappe verdankt ihm die Milch, die er kocht, 30 
mit Käse versetzt und mit Renntierblut würzt, wenn er nicht 
reich genug ist, die Speise mit etwas Mehl anzurühren. Bei 
solcher Kost vermag er hinreichend zu gedeihen; denn die 
Renntiermilch gehört zu den fettesten. 
3. 
Diese hohen Eigenschaften des Renntiers bestimmen den 
Lappen zum Hirtenleben, wobei er sich ganz nach den Gewohn¬ 
heiten seiner Herden richtet. Will er sein Winterlager auf¬ 
schlagen, so blickt er nach seinen Renntieren. Sehen sich diese 
nach der Lapp- oder Bartflechte (Wickelflechte) auf den Bäumen 5 
um, so zieht er weiter. Der Ort ist untauglich zur Nieder¬ 
lassung. Scharren sie, Renntierflechten witternd, im Schnee, 
und haben sie diese gefunden, so bestimmt das Dasein einer 
unscheinbaren Flechte die Winterheimat des Lappen. Der Ort 
ist tauglich. Dann befestigt er eine Anzahl Stangen, meist 16 10 
bis 20, kreisförmig in der Erde, bindet sie oben zusammen, um¬ 
hüllt mit Segeltuch oder Filz den ganzen ziemlich weiten Umkreis 
des Zeltes, um unter der Decke auch die Vorräte des Winters 
gegen das Unwetter zu schirmen, läßt einige Handbreit für den 
Rauehfang oben frei, schließt den Eingang mit einem dreieckigen 15 
Stück Tuch, hängt in die Mitte des Zeltes einen Kessel über das 
Feuer: und seine Winterheimat, seine „Gamme“, ist fertig. 
Leicht genug, um oft von heftigen Stürmen umgeworfen zu 
werden, reicht sie doch aus, ihn gegen das Wetter zu schützen 
und ihn sein Wintermahl schmecken zu lassen. 20 
Ist der Sommer wieder hereingebrochen, dann zieht der 
Lappe aus dem Walde, den er nur im Winter zum Schutze 
gegen die Kälte aufgesucht hatte, ins höhere Gebirge, doch 
nicht nach freier Selbstbestimmung. Wieder ist es das Renntier, 
das ihm seine Lebensweise vorschreibt. Der wilden Dasselfliege 25 
zu entgehen, bricht es von selbst ins höhere, kühlere Gebirge
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.