Dann kam der Laternenanstecker mit seiner langen Stange. Diese hielt
er hinein in das gläserne Gehäuse, und dann sprang jedesmal ein Licht
heraus und setzte sich an seinen Ort wie auf ein Stühlchen und brannte
ruhig fort, als könne es gar nicht anders sein.
Dann mußte Stina ihm Geschichtchen erzählen von Klas Avenstaken
und dem Pfannkuchenberg und von der Prinzessin Kläterpott, denn die
Zeit ward ihm lang, und erfragte alle Augenblicke: „Geht's noch nicht
bald los? Jst's noch nicht bald Weihnachten?" Nachher sang das
Mädchen ein schönes, plattdeutsches Lied, das er sehr gern hatte, und
wenn dann seine Lieblingsstelle kam:
„In dei grote Mariegenstraat,
wo all dei lütt Kinnings up Tüfseln hengaht",
da lachte er und klatschte in die Hände.
Dann kam ihm wieder der Weihnachtsengel in den Sinn: „Kann
man es sehen, wenn er kommt und all die schönen Sachen bringt?"
fragte er. „Ja", sagte Stina, „denn kommt so'n hellen Schein in die
Luft, un mit eins is er da." — „Klingelt er gar nicht an der Haustür?"
— „Nee, das braucht er nich, der kommt allerwegens durch." — „Ach!"
sagte der kleine Helmut. Dann aber nahm er sich vor, er wolle auf¬
passen auf den hellen Schein, vielleicht würde er den Engel doch zu
sehen friegen.
Unterdes war es ganz dunkel geworden, und aus einer Türritze
des Weihnachtszimmers fiel ein heller Lichtstrahl und zeichnete einen
langen, feinen Streifen auf den Fußboden. Vor dieser Ritze saß aber
die große weiß und gelb und braun gefleckte Katze, hielt den Kopf
etwas schief geneigt und blickte aufmerksam in den hellen Schimmer.
Helmut war gleich hinzugelaufen, und als er nun die Katze sah, rief
er: „Kuck mal, Stina, Mieseman freut sich auch ans Weihnachten und
kann's auch schon gar nicht mehr aushalten!"
In diesem Augenblick fuhr draußen ein herrschaftlicher Wagen vorbei,
und der helle Lichtschimmer seiner Laterne glitt oben an der Decke des
dunkeln Zimmers entlang.
„O", sagte Helmut, „das war der Weihnachtsengel, und nun hab'
ich doch nicht aufgepaßt!" Dann stand er und horchte, denn im Weih-
nachtszimmer regte es sich, Stühle wurden gerückt, man hörte eilig
gehen, Rauschgold knisterte, und der helle Schein, der durch die Ritze
siel, verstärkte sich zusehends. Zugleich verbreitete sich ein sanfter Geruch
nach angesengten Tannennadeln. „Nun riecht es schon nach Weih¬
nachten!" rief der Kleine, und seine Augen leuchteten.
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