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207. Die Rhcinschiffahrt.
* Düsing.
Wer am Rheinufer wohnt und zu allen Tageszeiten, vom
frühesten Morgen bis neun Uhr abends, das bunte Treiben auf
dem Wasser beobachtet, der kann in etwa die Bedeutung und Reg¬
samkeit der Rheinschiffahrt ermessen. Wenn nicht dichter Nebel ein
Unglück flirchten läßt, so ertönen schon beim frühesten Morgengrauen
die Abfahrtsignale. Wenige Schlage an die Schiffsglocken rufen die
gesamte Mannschaft aus den Betten der Kabinen. Die Heizer eilen
in die Mafchinenräume. Bald steigen Rauchwolken aus ben Kann-
neu. Schiffseigentümer, Steuerleute und Knechte erscheinen auf dem
Deck. Ein neues Glockenzeichen ertönt. Die schweren Ankerketten
werden rasselnd emporgezogen. Die Maschinen fangen an zu ar¬
beiten, und die Fahrt beginnt. Den ganzen Tag hindurch eilen
stolze Fahrzeuge rheinab, rheinauf. Lange Schleppkähne, oft fünf
bis sechs an der Zahl, im Innern und auf den: Deck mit Riesen¬
ladungen belastet, werden von starken Schleppdampfern durch die
Wellen gezogen. Die größten Schleppkähne des Rheines tragen
über 71000 Zentner. Die Schlepper sind teils Rad-, teils Schrauben¬
dampfer. Die stärksten unter ihnen schleppen eine Gesancklast von
120000 Zentner. Andere Güterschiffe lassen sich durch Segel treiben-
Man zählt mehr als 9000 Schleppkähne und Segelschiffe auf dem
Rheine. Ihre Ladungen bestehen ans Kohlen, Koks, Getreide, Dün¬
ger, Erzen, Roheisen, Eisenwaren, Steinen, Steingut, Traß, Zement,
Kalk, Obst, Mineralwasser, Holzdielen und Holzstämmen. Gegen
25 Millionen Tonnen dieser Güter werden jährlich auf dem Rhein¬
strome befördert.
Stattlicher und schneller eilen die Güterdampfer mit ihren
Stückgütern dahin. Die größten Dampfer dieser Art haben eine
Länge von 85 m und tragen 975 t. Einige Güterdampfer beför¬
dern auch Personen.
Die stolzesten Fahrzeuge des Rheinstromes sind die Personen-
bvote. Unter ihnen ragen drrrch stattlichen Bau und vornehme
Ausstattung die Salvnbvote hervor. Sie haben eine Länge bis zn
83 m bei einer Breite bis 8,2 m. Gegen zwei Millionen Rhein-
reisende werden jährlich durch Perfonenbvvte befördert. Ungefähr
50 Dampfer dienen den: Rheinfeeverkehr, d. h. sie fahren ihre
Güter unmittelbar aus England, Rußland und den deutschen See¬
häfen zu den Rheinstädten. Sie laden jährlich ungefähr 200000 t.
Die Gesamtzahl aller Rheindampfer beträgt mehr als 1300. Eine
Abwechselung in den regsamen Verkehr der Schiffe bringen die Holz¬
flöße, die von Schleppdampfern rheinab gezogen werden. Renn-