Full text: [Teil 1 = Sexta, [Schülerband]] (Teil 1 = Sexta, [Schülerband])

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fand, war er schon bemerkt, und es ward ihm ein Topf voll siedend 
heißes Wasser über den Rücken gegossen, daß es nur so dampfte, als er 
davonschoß wie ein Pudel, der aus dem Wasser kommt. Aber ob's ihn 
auch schrecklich brannte, er verbiß den Schmerz. Als er nun auf den 
Hof kam, wo die beiden Kameraden seiner harrten, fragten die gleich: 
„Nun, wie hat es dir gefallen?" „Ganz wohl!" antwortete der Hund, 
„aber es geht dort heiß her, und es muß einer kalt und warm vertragen 
können!" 
Da dachte der dritte Hund: Die Hochzeitsgäste sind beim Schmause in 
voller Arbeit, und kalte und warme Speisen wechseln ab, wollte daher nichts 
versäumen und wenigstens zum Nachtische da sein, wenn der mürbe Kuchen 
aufgetragen wird. Daher eilte er sich, was er konnte. Kaum aber war er im 
Hause, so erwischte ihn einer, klemmte ihm den Schwanz zwischen die Stuben¬ 
tür, gerbte ihm das Fell windelweich und klemmte so lange, bis die Haut 
vom Schwänze sich abstreifte und der Hund geschändet entsprang. 
„Nun, wie hat es dir auf der Hochzeit gefallen?" fragten die Freunde, 
jeder mit Spott im Herzen. Der übel Zugerichtete zog seinen geschundenen 
Schwanz, so gut es gehen wollte, zwischen die Beine, daß man diesen 
nicht sah, und sprach: „Ganz wohl, es ging recht toll her und gab viel 
Mürbes, aber Haare muß einer lassen können." 
Und da dachten die drei Hunde noch lange daran, wie wohl ihnen 
die Hochzeitssuppe, die Hochzeitsbrühe und der Hochzeitskuchen geschmeckt 
hatte, und vom Braten hat jeder genug gerochen. L. Bechstein. 
19. Die Dremer Ltadtmusikantcn. 
1. Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die Säcke 
unverdrossen zur Mühle getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende 
gingen, so daß er zur Arbeit immer untauglicher ward. Da dachte der 
Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen; aber der Esel merkte, daß 
kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach 
Bremen. Dort, meinte er, kannst du ja Stadtmusikant werden. — Als er 
ein Weilchen gegangen war, fand er einen Jagdhund auf dem Wege 
liegen; der jappte wie einer, der sich müde gelaufen hat. „Nun, was 
jappst du so, Packan?" sprach der Esel. — „Ach", sagte der Hund, „weil 
ich alt bin und jeden Tag schwächer werde und auf der Jagd nicht mehr 
fort kann, hat mich mein Herr wollen totschlagen; da habe ich Reißaus 
genommen. Aber womit soll ich nun mein Brot verdienen?" — „Weißt 
du was?" sprach der Esel, „ich gehe nach Bremen, dort Stadlmusikant 
zu werden; geh' mit und laß dich auch bei der Musik annehmen. Ich
	        
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