Full text: [Teil 1 = Kl. 6 und 5, [Schülerband]] (Teil 1 = Kl. 6 und 5, [Schülerband])

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Gefieder. „Es ist überdies ein Enterich," sagte sie, „und darum macht 
es nicht soviel aus. Ich denke, er wird gute Kräfte bekommen; er 
schlägt sich schon durch." 
„Die anderen Entlein sind so niedlich," sagte die Hlte, „tut nun, 
als ob ihr zu Hause wäret, und findet ihr einen Halkops, so könnt ihr 
mir ihn bringen." 
Und nun waren sie zu Hause. 
Uber das arme Entlein, welches zuletzt aus dem Ei gekrochen war 
und so häßlich aussah, wurde gebissen und gestoßen und zum besten 
gehabt, und das sowohl von den Enten, wie von den Hühnern. „Es 
ist zu groß," sagten alle, und der kalkuttische Hahn, welcher mit Sporen 
zur Welt gekommen war und deshalb glaubte, daß er der Kaiser sei, 
blies sich auf wie ein Fahrzeug mit vollen Segeln und ging aus das¬ 
selbe los; dann kollerte er und wurde ganz rot am Kopfe. Das arme 
Entlein wußte nicht, wo es stehen oder gehen sollte, und es war betrübt, 
weil es häßlich aussah und vom ganzen Entenhose verspottet wurde. 
So ging es den ersten Tag, und später wurde es schlimmer und 
schlimmer. Das arme, arme Entlein wurde von allen gejagt: selbst seine 
Schwestern waren böse gegen dasselbe und sagten immer: „wenn die 
Katze dich nur sangen möchte, du häßliches^Geschöps!" Und die Mutter 
sagte: „Wenn du nur weit fort wärest!" Die Enten bissen es, und die 
Hühner schlugen es, und das Mädchen, welches die Tiere füttern sollte, 
stieß mit den Füßen nach ihm. 
Da lies es und flog über den Zaun; die kleinen Vögel in den 
Büschen flogen erschrocken aus. „Das geschieht, weil ich so häßlich bin," 
dachte das Entlein und schloß die Bugen, lies aber gleichwohl weiter; 
so kam es hinaus zu dem großen Moor, wo die wilden Enten wohnten, 
hier lag es die ganze Nacht; es war müde und kummervoll. 
Gegen Morgen flogen die wilden Enten auf und betrachteten den 
neuen Kameraden, „was bist du für einer?" fragten sie, und das 
Entlein wendete sich nach allen Seiten und grüßte, so gut es konnte. 
„Du bist außerordentlich häßlich," sagten die wilden Enten, „aber 
das kann uns gleich sein, wenn du nur nicht in unsere Familie hinein¬ 
heiratest." — Das Hme! Es dachte wahrlich nicht daran, sich zu ver¬ 
heiraten, wenn es nur die Erlaubnis erhalten konnte, im Schilfe zu liegen 
und etwas Moorwasser zu trinken. 
So lag es zwei ganze Tage; da kamen zwei wilde Gänse oder 
richtiger wilde Gänseriche dorthin; es war noch nicht lange her, daß sie 
aus dem Ei gekrochen waren, und deshalb waren sie auch so keck. 
„höre, Kamerad," sagten sie, „du bist so häßlich, daß wir dich gut 
leiden können; willst du mitziehen und Zugvogel werden? hier nahebei 
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