Full text: Kriegs-Anhang für die Unterstufe (Sexta, Quinta, Quarta) ([Teil 1], Anh)

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Heute steht in schrecklichem Ernst der Krieg vor euch; der Kriegssturm 
braust durch ganz Europa, vom Ural bis zum Atlantischen Meer, ja rund 
um den Erdball herum. Felder erzittert er, die stärksten Festungsmauern 
bricht er entzwei, Hütten und Paläste läßt er in Trümmer sinken, und die 
Familien zerreißt er. Er kennt keine Schonung, und auch die, an denen 
er scheinbar vorübergeht, — die daheim bleiben, sitzen in schwerer Arbeit, 
— oder gar ohne Arbeit —, sitzen in Kummer und Sorgen. 
Und doch sind unsere Truppen ausgezogen — fast wie ihr zum Spiel, 
mit kräftigem Gesänge, mit Blumen und Grün geschmückt — und doch wie 
Männer, die sich auch vor dem Kriege nicht fürchten. Und gerade die 
Ausziehenden haben den Daheimgebliebenen oft den Mut gestärkt und 
ihnen neue Zuversicht gegeben. 
Im Felde stürmten unsere Truppen trotz Gewehrgeknatter und Kanonen¬ 
gebrüll vorwärts. Falle, was fällt! Und sie wankten nicht, wenn sie auch 
wochenlang unter Entbehrungen und Not in ihrem Schützengraben feind¬ 
licher Übermacht gegenüberlagen. Sie wissen wohl, wenn wir weichen, 
strömen die Scharen der Feinde in unser Heimatland hinein, und unsere 
Lieben haben dann doppeltes, dreifaches, zehnfaches Leid. Für sie stehen 
wir hier, für Brüder und Schwestern, für Vater und Mutter, für alle, die 
wir daheim im Heimatdorf haben. Um sie zu schonen und zu schützen, 
müssen wir aushalten, müssen wir vorwärtsdringen. Und so geht's vorwärts, 
wenn auch die Kraft mitunter erlahmen will. Vorwärts für Heinmt und 
Vaterland und für all die guten und lieben Menschen darin! 
Und wenn's nicht mehr geht, wenn eine feindliche Kugel dem Leben 
ein Ende setzt, dann ist das Blut nicht umsonst verspritzt, wenn nur das 
Vaterland gerettet ist. Mag auch der einzelne fallen; es bleibt, was mehr 
ist als der einzelne Mensch: deutsches Wesen, deutsche Treue, deutsche 
Tugend, deutscher Glaube. Das gibt Zuversicht und Mut. Das läßt die 
Unseren vorwärtsdringen und feststehen, wie die Welt es noch nicht ge¬ 
sehen hat. 
Da möchtet ihr mitmachen, Buben und Mädchen! 
Gemach! — Auch eure Zeit kommt, ist jetzt schon da. — Aber erst 
denkt noch einmal kurz nach. So recht ernsthaft und tief. 
Millionen deutscher Krieger stehen an des Vaterlandes Grenzen, tragen 
dort alle Mühen und Entbehrungen, die der Krieg bringt, und viele 
Millionen sitzen daheim in Sorge und Trauer, Tausende unserer braven 
Soldaten verspritzen vorm Feinde ihr Blut, damit du kleines Menschen¬ 
kindlein hier in der Heimat ruhig und sicher leben kannst. Das bedenke! 
Kannst du das in deinem Leben jemals vergelten? Wenn du alt würdest 
wie ein Methusalem und dein ganzes Leben im Dienste des Vaterlandes 
zubrächtest, du bliebest doch in seiner Schuld.
	        
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