Full text: Für Quinta (Teil 2, [Schülerband])

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57. Die Hansa. 
Die norddeutschen Städte, soweit die nieder- oder plattdeutsche 
Sprache reichte, hatten schon früh ihre Kraft auf den Seehandel 
gerichtet und sich dadurch unermeßliche Reichtümer erworben. 
Zur dauernden Verfolgung ihrer Handelsvorteile gingen sie 
einen Bund ein, der den Namen Hansa führte. Die ersten 
Mitglieder waren Hamburg, Lübeck und Bremen, aber der Hansa¬ 
bund erweiterte sich im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert 
so, daß er zuweilen über 70 Städte umfaßte und mit feinen 
Flotten die nordischen Meere beherrschte. Die Macht der Hansa 
beruhte, obwohl ihre Schiffe auch bis in die innersten Buchten 
des Mittelmeeres gingen, zumeist auf dem Handel der Ostsee- 
fahrer. Denn damals war die Ostsee der große Fischbehälter 
Europas. Hier wimmelte es von Dorschen, Lachsen und Aalen, 
von der größten Wichtigkeit aber war für die nordischen Handels¬ 
städte der Heringsfang. Ungeheure Wanderzüge von Heringen 
kamen jährlich durch den Sund und zogen bis zum Ende des 
zwölften Jahrhunderts längs der pommerschen Küste. Damals 
wuchsen Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald 
wunderbar schnell zu hohem Wohlstand. Im dreizehnten Jahr¬ 
hundert aber verlegte der Hering seine Seewege und strich längs 
der flachen Küste von Schonen und am norwegischen User. Da 
eilten alle seetüchtigen Völker in sein Fahrwasser, und die 
deutschen Hansastädte kämpften um seinetwillen blutige Kriege 
mit den Dänen, Engländern, Schotten und Holländern, sie 
brachen den dänischen Königen ihre festen Schlösser, besetzten 
ihre Inseln und behaupteten Jahrhunderte hindurch die Herr¬ 
schaft in Gotland, Schonen und Bergen. Das war die große 
Zeit der deutschen Hansa. 
War der hanseatische Kaufmann daheim, so zeigte er gern 
seinen Wohlstand durch stattliche Kleidung, kostbare Pelze und 
bunte Farben; er trug das Schwert an der Seite und am reich¬ 
verzierten Gurt die Geldtasche und den Siegelring, dessen Abdruck 
er austatt seiner Namensunterschrift unter Geldanweisungen
	        
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