Full text: [Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband]] (Teil 2 = Oberstufe, [Schülerband])

Pagendienste verrichtete, d. h. bei Tische diente, Botschaft trug u. dergl. 
Schon jetzt unterwies man ihn, daß Gott lieben und Frauen ehren 
die ersten Pflichten des künftigen Ritters seien. Zugleich bekam er eine 
ritterliche Erziehung: er lernte das Pferd tummeln, die Armbrust spannen 
und das Schwert handhaben; auch Singen und Saitenspiel, manchmal 5 
sogar fremde Spraͤchen wurden geübt. Vom 14. Jahre an folgte er 
als Knappe seinem Herrn in den Kampf, trug ihm die Waffen und 
führte das Roß. Im 21. Jahre ward er durch die Schwertleite zum 
Ritter erhoben. Dann bekam er den Ritterschlag; es wurden ihm Schwert 
und Sporen umgürtet und ein Roß zugeführt: von nun an gehörte er 10 
dem Ritterstand an. 
A. Die Wohnung des Ritters war die Burg. Sie lag entweder 
im flachen Lande und erhielt ihre Sicherheit durch wasserhaltende Gräben 
Wasserburgen), oder man errichtete sie, und zwar in der Regel, auf 
einer die Gegend beherrschenden, vorspringenden Höhe Göhenburgen). 15 
Sie war von starken Mauern umgeben. Zur Verteidigung diente be— 
sonders ein hoher Turm, der sogenannte Bergfried. 
5. Besondern Glanz verliehen dem Ritlertum die Turniere oder 
Kampfspiele, die den Ritlern Gelegenheit gaben, Proben ihrer Tapferkeit 
und Gewandtheit abzulegen. Ganz Deutschland war in vier große 20 
Turnierbezirke geteilt, deren jedem ein Turniervogt vorstand, der die Ritter 
durch offene Briefe zu den Kampfspielen einlud. Fürsten, Ritter und 
Damen stellten sich dann von nah und fern in den prächtigsten Anzügen 
ein. Der Turnierplatz war von Schranken umgeben, hinter denen das 
Volk stand. In der Regel wurden die Kampfspiele mit einem Knappen-⸗ 25 
turnier begonnen, in dem Knappen mit leichten Waffen kämpften. Die 
Tapfersten unter ihnen erhielten die Ritterwürde und durften dann am 
Rilterturnier, das ein bis zwei Tage später kam, teilnehmen. Die 
Ritler kämpften entweder Mann gegen Mann oder in ganzen Scharen. 
Die Vorschriften wurden streng beobachtet; man durfte sich z. B. nicht 30 
an den Sattel festbinden lassen, keine scharfen Lanzen gebrauchen und 
mit dem Schwerte nicht stechen; man durfte das Pferd des Gegners nicht 
verwunden und mußte den Kampf endigen, sobald der Gegner den Helm 
abnahm. Jeder Ritter war bestrebt, durch die Pracht seiner Rüstung 
und Kleidung und durch die Stärke und Schönheit seines Pferdes sich 35 
auszuzeichnen. Den Sieg errang der, der den Gegner aus dem Sattel 
warf. Rach beendigtem Turniere erhielten die Sieger einen Preis, der 
„Dank“ hieß. Diese Preise bestanden in kostbaren Waffen, goldnen 
Halsketten, gewappneten Pferden u. s. w. Oft kamen bei solchen Turnieren 
Ritter um; manche erstickten in ihren schweren Rüstungen. 40 
Nach Dav. Müller. 
283. Das Fest in Mainz. 
1. Um Pfingsten des Jahres 1184 hielt Kaiser Friedrich einen sehr 
berühmten und zahlreich besuchten Hoftag zu Mainz. Da erschienen 
Fürslen und Bischoͤfe, Grafen und Ritter, mehr denn 40000 an der 46 
Zahl. Die Menge des übrigen Volkes war gar nicht zu zählen. Von 
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