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Wir wollen ihn nach Hause schicken,
so Ein Sack gehört auf deinen Rücken,
Und keine Löwenhaut." Jetzt kam mit Lustgeschrei
Die ganze frohe Schar herbei;
„Fort, riefen sie, fort mit dir in die Mühle!"
Der Esel lief. Das war das Ende von dem Spiele.
Lichtwer.
15. Der Esel und seine drei Herren.
Ein armer Bauer wollte sterben;
Drei Söhne standen um ihn her.
„Ach, meine Kinder! seufzte er,
Ich hinterlaß euch nichts zu erben
Als einen Esel, der mir treu
Gedienet hat. Besitzt ihn alle drei;
Der brauch' ihn heute, jener morgen,
Und wer ihn braucht, mag ihn versorgen."
Der Vater stirbt. Der älteste der Brüder muß
io Den Esel wohl am ersten haben.
Von früh bis in die Nacht läßt er das Grautier traben;
An Futter nichts, an Schlägen Überfluß.
„Mein Bruder, denkt er, hat ihn morgen zu ernähren,
Der Esel kann^die Kost auf heute wohl entbehren."
Der zweite kommt und holt den müden Gaul,
Da kaum die Nacht entwichen.
„Ha, ha! das Fressen macht ihn faul;
Der Bruder hat ihn vollgestrichen.
Geduld! ein Tag ist bald vorbei."
*20 Und wieder Knüttel ohne Heu.
Den dritten Tag die alte Leier.
„Du ließest dir's zu wohl bei meinem Bruder sein;
Ich halte dir die Krippe rein
Und spare mir den halben Dreier.
Ein wenig Fasten ist gesund;
Ich merke schon, du wirst zu rund."
Der Esel fällt vor Schwäche nieder,
Schnappt noch zum letzten Mal und reget sich nicht mehr.
Nun teilt euch in die Haut, ihr Brüder!
Lesebuch für höhere Lehranstalten. II.
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