der Kopf vorgestreckt, die Körperachse schräg nach vorn gegen den Boden
gerichtet, und die Füße stoßen abwechselnd hinten aus. Pfeilschnell ver¬
folgt es so, gleichsam unter Wasser fliegend, die Fische und Kerbtiere,
und am liebsten wendet es sich dabei dem oft so reißenden Strom
entgegen.
Das ist doch eine seltsame Art des Broterwerbes für einen Sing¬
vogel, und es läßt sich vermuten, daß sie mit gewissen Eigentümlichkeiten
in seinem Bau zusammenhängen wird. Freilich, wer's nicht wüßte, würde
kein solches wasserfrohes Geschöpf in dem Tierchen vermuten, als es in
Wahrheit ist. Die Gestalt seines Leibes ist doch ziemlich weit entfernt
von der Kahnform der Enten, Taucher, Alke und Pinguine, und seine
Füße sind echte Singvögelfüße ohne Spur von Schwimmhäuten zwischen
den Zehen. Unser kleiner Freund hier ist aber auch weit vielseitiger in
seinen Bewegungen unter Wasser als irgendein anderer tauchender Vogel.
Er stürzt sich nicht nur auf einmal in die Flut, er geht auch langsam
und ganz behaglich hinein, tiefer, immer tiefer, bis sie ihm über dem
Köpfchen zusammenschlägt. Er kann auch mehr als bloß schwimmen:
munter und hurtig läuft er mit gesenkten Flügeln auf dem Boden des
Wassers dahin, hier einen Blick unter einen hohl liegenden Stein werfend,
dort einmal an den Büscheln der Wasserpflanzen zerrend und zupfend.
Dabei erscheint er dem Beobachter durch die Strahlenbrechung des Wassers
größer, als er wirklich ist. So vertraut wie die Alten sind auch schon
die Jungen ein paar Tage kaum, nachdem sie ausgekrochen sind, mit
ihrem Heimatselemente. Droht ihnen Gefahr, so stürzen sie sich kopfüber
in die Flut und wissen an und unter dem gegenüberliegenden Ufer einen
gesicherten Schlupfwinkel leicht zu erreichen.
In einem Punkte aber gleichen die Wasseramseln ganz den Schwimm-
vögeln, nämlich in der Befiederung. Während alle unsere Singvögel ein
schwaches Dunenkleid haben, hat es bei der Wasseramsel eine unerhörte
Mächtigkeit erlangt, indem es wie bei einem Seevogel, einem Alk etwa,
den ganzen Körper überziehend, ein dichtes Polster bildet.
Doch plaudernd sind wir auf unserem Weitermarsche in den Fischerei¬
bezirk einer andern Wasseramsel gekommen. Dort drüben trippelt sie
zierlich über Eis und Steine. Zierliches Geschöpfchen! Jetzt macht sie
halt und ordnet ihre Kleidung. Sie wendet ihr Köpfchen nach hinten
und scheint oben auf dem Rücken oberhalb der Schwanzwurzel etwas zu
suchen. Sie hat es gefunden und zieht nun zunächst alle Schwungfedern
emsig und sorgsam durch den Schnabel und Beraubest nach und nach alle
größeren Federn des Körpers so.
Was macht das Tierchen? — Es putzt sich, sagst du. Wenn du
darunter verstehst, daß es seine Federn reinigt, so bist du im Irrtum.
Es salbt oder pomadisiert sich, so muß es heißen. Die Wasseramsel
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