Full text: [Teil 4 = Kl. 6, [Schülerband]] (Teil 4 = Kl. 6, [Schülerband])

der Kopf vorgestreckt, die Körperachse schräg nach vorn gegen den Boden 
gerichtet, und die Füße stoßen abwechselnd hinten aus. Pfeilschnell ver¬ 
folgt es so, gleichsam unter Wasser fliegend, die Fische und Kerbtiere, 
und am liebsten wendet es sich dabei dem oft so reißenden Strom 
entgegen. 
Das ist doch eine seltsame Art des Broterwerbes für einen Sing¬ 
vogel, und es läßt sich vermuten, daß sie mit gewissen Eigentümlichkeiten 
in seinem Bau zusammenhängen wird. Freilich, wer's nicht wüßte, würde 
kein solches wasserfrohes Geschöpf in dem Tierchen vermuten, als es in 
Wahrheit ist. Die Gestalt seines Leibes ist doch ziemlich weit entfernt 
von der Kahnform der Enten, Taucher, Alke und Pinguine, und seine 
Füße sind echte Singvögelfüße ohne Spur von Schwimmhäuten zwischen 
den Zehen. Unser kleiner Freund hier ist aber auch weit vielseitiger in 
seinen Bewegungen unter Wasser als irgendein anderer tauchender Vogel. 
Er stürzt sich nicht nur auf einmal in die Flut, er geht auch langsam 
und ganz behaglich hinein, tiefer, immer tiefer, bis sie ihm über dem 
Köpfchen zusammenschlägt. Er kann auch mehr als bloß schwimmen: 
munter und hurtig läuft er mit gesenkten Flügeln auf dem Boden des 
Wassers dahin, hier einen Blick unter einen hohl liegenden Stein werfend, 
dort einmal an den Büscheln der Wasserpflanzen zerrend und zupfend. 
Dabei erscheint er dem Beobachter durch die Strahlenbrechung des Wassers 
größer, als er wirklich ist. So vertraut wie die Alten sind auch schon 
die Jungen ein paar Tage kaum, nachdem sie ausgekrochen sind, mit 
ihrem Heimatselemente. Droht ihnen Gefahr, so stürzen sie sich kopfüber 
in die Flut und wissen an und unter dem gegenüberliegenden Ufer einen 
gesicherten Schlupfwinkel leicht zu erreichen. 
In einem Punkte aber gleichen die Wasseramseln ganz den Schwimm- 
vögeln, nämlich in der Befiederung. Während alle unsere Singvögel ein 
schwaches Dunenkleid haben, hat es bei der Wasseramsel eine unerhörte 
Mächtigkeit erlangt, indem es wie bei einem Seevogel, einem Alk etwa, 
den ganzen Körper überziehend, ein dichtes Polster bildet. 
Doch plaudernd sind wir auf unserem Weitermarsche in den Fischerei¬ 
bezirk einer andern Wasseramsel gekommen. Dort drüben trippelt sie 
zierlich über Eis und Steine. Zierliches Geschöpfchen! Jetzt macht sie 
halt und ordnet ihre Kleidung. Sie wendet ihr Köpfchen nach hinten 
und scheint oben auf dem Rücken oberhalb der Schwanzwurzel etwas zu 
suchen. Sie hat es gefunden und zieht nun zunächst alle Schwungfedern 
emsig und sorgsam durch den Schnabel und Beraubest nach und nach alle 
größeren Federn des Körpers so. 
Was macht das Tierchen? — Es putzt sich, sagst du. Wenn du 
darunter verstehst, daß es seine Federn reinigt, so bist du im Irrtum. 
Es salbt oder pomadisiert sich, so muß es heißen. Die Wasseramsel 
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