Full text: Grundlagen der deutschen Litteraturkunde (Abt. B)

Die Kämpfe um die Herrschaft über Italien. 349 
unehelichen Sohne Ferdinand I. übergab, während Aragonien und Si- 
cilien an Johann II. fielen) rief einen Gegenbund des Papstes (Alexan¬ 
der VI.), des Sforza Moro und Venedigs hervor; die letzteren riefen 
nun Karl VIII. von Frankreich nach Italien. Dieser kam 1494 und ge¬ 
wann den Peter von Medici, wie oben erzählt ist, zu einem unterthä- 
nigen Verbündeten, und als dieser vor dem Volksunwillen geflüchtet war, 
bewies sich die Republik Florenz gleichfalls sehr willfährig. Hierauf rückte 
er am letzten Tage des Dezembers in Rom ein und schloß mit dem 
Papste, der sich kurz vorher an Ferdinand II., den Enkel Ferdinands I., 
angeschlosien hatte, einen Vertrag, wie ein solcher an der Spitze eines 
siegreichen Heeres abgeschlossen zu werden pflegt. Als er gegen Neapel 
vorrückte, wurde König Ferdinand II. von den Neapolitanern, Edelleuten 
und Bürgern, allgemein im Stiche gelassen, und schon am 22. Februar 
1495 hielt Karl seinen Einzug in die Hauptstadt. Die Franzosen haus¬ 
ten nun in einer Weise, welche die Neapolitaner gar nicht liebenswürdig 
fanden, und das unerwartete Glück Karls VIII. erschreckte alle Welt so 
sehr, daß der Papst, Kaiser Mar, Spanien, Venedig und Sforza Moro 
gegen ihn einen Bund machten. Karl ging hierauf nach Frankreich zu¬ 
rück, nachdem er Neapel mit einer Besatzung von 5000 Schweizern und 
ebenso viel Franzosen versehen hatte. Diese Mannschaft mußte jedoch 
die Stadt bald räumen; Krankheiten und der Haß der Italiener rich¬ 
teten sie so zu, daß nicht 500 Mann ihre Heimath wieder sahen. Karl 
starb 7. April 1498; sein Nachfolger Ludwig XII. richtete ebenfalls seine 
Entwürfe auf Italien, das jetzt die französischen Könige ebenso anzog, 
wie ehemals die deutschen. Er schloß mit Papst Alexander VI. einen 
Bund und mit Venedig einen Vertrag zur Theilung der Lombardei 
(1499) und schickte ein Heer dahin, dessen Hauptstärke 12,000 schwei¬ 
zerische Söldner ausmachten. Der verhaßte Herzog entfloh, als alles 
von ihm abfiel, aber die Franzosen machten sich durch Raubsucht, Ueber- 
muth und Lüderlichkeit so verhaßt, daß der Herzog, als er 1500 aus 
dem Tyrol zurückkehrte, alles bis auf die Citadelle von Mailand wieder 
erobern konnte. Ludwig XII. sandte darauf ein neues französisch- 
schweizerssches Heer; auch Sforza Moro hatte Schweizer geworben und 
sich nach Novara geworfen, als Mailand zu den Franzosen abfiel. Aber 
die französischen Schweizer verführten die herzoglichen, daß diese eine 
Kapitulation verlangten und nur so viel eingingen, den Herzog in der 
Kleidung eines gemeinen Söldners aus der Stadt zu schmuggeln; doch 
hielten sie auch dies nicht, ein Urner verrieth den Herzog, der hier¬ 
auf nach Frankreich ins Gefängniß abgeführt wurde, wo er elend starb.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.