Bilder und Lieder.
Hoch über Ländern und Menschen 7 Bald wachsen männlich ihre Kräfte,
Und hoch überm wogenden Meer. Zugleich entflieht der Kindersinn;
2 Bald wehen sie glänzend und heiter, Sie wünschen ernstere Geschäfte,
Von freundlichen Lüften geschwellt, Und drängen sich zur Arbeit hin.
Wie weiße Fahnen des Friedens 8 Sie laden Schiffe auf den Rücken
hin über die blutige Welt. Und heben Eisenhämmer auf;
3 Bald gießen sie labenden Regen Sie donnern durch die hohen Brücken,
Hinab auf das blühende Land: Und keine Macht hemmt ihren Lauf.
Es kommt ja der Segen von oben 9 Sie finden nirgend heim'sche Stellen,
Aus Gottes allmächtiger Hand. Sie brausen ohne Rast und Ruh
4 Wohl schleudern sie sprühende Blitze, Mit ihren stolz getürmten Wellen
Es hallet der Donner so laut; Der fernen Mutter wieder zu.
Doch hat auch die freundliche Iris 10 Und bringen Kunde ihr von allem,
Auf sie ihren Bogen erbaut. Was sie erfahren und gethan,
5 Sie sind zwischen Himmel und Erde Und diese sieht mit Wohlgefallen
Wie schützende Geister gestellt; Die großgewordnen Söhne an.
Sie schauen hinauf zu den Sternen 11 Bald schickt sie andre Kinder wieder
Und blicken herab auf die Welt; Weit in die große Welt hinaus;
6 Und wandern von Pole zu Pole, Sie segnen uns, wie ihre Brüder,
Und haben kein bleibendes Haus, Und ruhn dann bei der Mutter aus.
Und hauchen in perlenden Thränen Grünig.
Das Leben, das flüchtige, aus. ——
143. Alpenlied.
142. Die Flüsse. 1Auf hoher Alp wohnt auch der liebe Gott.
1 An ungemessenen Gestaden Er färbt den Morgen rot,
Die See wie eine Mutter ruht, Die Blümlein weiß und blau,
Und sinnt, wie sie auf tausend Pfaden Und labet sie mit Tau.
Uns tränke mit der ew'gen Flut. Auf hoher Alp ein lieber Vater wohnt.
2 Sie kann nicht aus den Ufern steigen, 2 Auf hoher Alp von kräuterreichen Höh'n
Und dennoch will in Thal und Höh'n Die Lüfte lieblich wehn,
Sie überall sich freundlich zeigen, Gewürzig, frei und rein.
Und hin zu allen Menschen gehn. Mag's auch sein Odem sein?
3 Da schickt sie ihre weißen Düfte, Auf hoher Alp ein lieber Vater wohnt.
Wie Kinderseelen, weit hinaus; 3 Auf hoher Alp erquickt sein milder
Und schnell durchsegeln sie die Lüfte, Strahl
Und ruhn auf hohen Bergen aus. Das stille Weidethal;
4 Dann steigen sie durch hundert Thüren Des hohen Gletschers Eis
In ihren wundervollen Schacht; Glänzt wie ein Blütenreis.
Und lassen sich nicht wieder spüren, Auf hoher Alp ein lieber Vater wohnt.
Als bis sie drin ihr Werk vollbracht. 4 Auf hoher Alp des Gießbachs Silber
5 Nun springen sie in lichten Quellen blinkt.
Im grünen Thale rasch hervor Die kühne Gemse trinkt
Und plätschern mit den leichten Wellen An jäher Felsen Rand
Durch manches lust'ge Blumenthor. Aus seiner hohlen Hand.
6 Jetzt hüpfen fröhlich sie zur Mühle, Auf hoher Alp ein lieber Vater wohnt.
Und stürzen, ihrer Lust nicht satt, 5 Auf hoher Alp in Scharen weiß und
Im frischgewagten Kinderspiele schön
Sich über das bemooste Rad. Die Schaf' und Zieglein gehn
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