Object: [Teil 1 = Sexta, [Schülerband]] (Teil 1 = Sexta, [Schülerband])

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ihren Schutz anflehen und führte in Italien noch achtzehn Jahre ein un¬ 
rühmliches Leben. 
Armin ereilte der Tod in der Blüte seiner Kraft. Zwölf Jahre hatte 
er unermüdlich für die gemeinsame Freiheit gestritten, und noch war es 
ihm nicht gelungen, alle deutschen Stämme für die Sache des Vaterlandes 
zu vereinigen. Noch hielt es mancher Fürst mit den Römern, mancher 
beneidete Armin um sein Ansehen, seine eigenen Verwandten klagten ihn 
an, er strebe nach der Alleinherrschaft, er, der sein ganzes Leben der Frei¬ 
heit seines Volkes gewidmet hatte. Endlich traten mehrere seiner Feinde 
zusammen und brachten ihn meuchlings um. Das Volk aber vergaß den 
Helden nicht, dem es die Freiheit verdankte, sondern besang seine Thaten 
in Liedern, die sich von Geschlecht zu Geschlecht fortpflanzten. Dielitz. 
63. Karl -er Große, 
a) Einleitendes. 
Karl übernahm als Sohn Pippins nach dem Tode seines Vaters die 
nördliche Hälfte des Reiches, während sein Bruder Karlmann die südliche 
erhielt. Schon drei Jahre darauf starb dieser und Karl ward der Allein¬ 
herrscher des Frankenreiches. Er hatte einen überaus kräftigen Körper von 
bedeutender Größe, denn er maß sieben seiner eigenen Füße. Der schön 
geformte, von wallenden Locken umgebene Kopf zeigte eine mächtige Stirn, 
auf der Hoheit thronte; seine großen, lebhaften Augen leuchteten wie 
der Morgenstern, und sein freundliches Antlitz gab einen Wiederschein wie 
die Sonne am Mittag. Mochte er sitzen oder stehen, so war seine Er¬ 
scheinung stattlich und achtunggebietend; männlich und fest war seine 
Haltung und sein Gang, kurz, er machte den Eindruck eines Helden. 
Wenn Karl zürnte, so konnte er furchtbar dreinschauen. In ihm ging 
in höchstem Maße das Schriftwort in Erfüllung: Ein König, der auf dem 
Stuhl sitzet, zerstreut alles Arge mit seinen Augen. 
Karl lebte überaus mäßig, nur für Braten hatte er eine große Vor¬ 
liebe; daher hatte er eine gute Gesundheit. Nur wenig Zeit widmete er 
der Ruhe; auch in der Nacht unterbrach er vier- bis fünfmal den Schlaf; 
er pflegte dann aufzustehen und öfters selbst nachzusehen, ob alles in 
Ordnung sei. Beständig übte er sich im Reiten, Schwimmen und Jagen; 
keiner seiner Unterthanen that es ihm hierin gleich. 
So gewaltig Karl vor den Menschen war, so demütig war er vor 
Gott. Im Vertrauen auf ihn zog er auch in die vielen Kriege, in die er 
verwickelt wurde.
	        
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