Full text: [Teil 1 = Sexta, [Schülerband]] (Teil 1 = Sexta, [Schülerband])

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er wieder und sagt: „Na, Kerl, da kannst du mehr als Brot essen." Ich 
denke: na, diesmal ist die Sache glatt abgelaufen, und dem Adjutanten 
seine Plauscherei hat doch nichts genützt. 
Da hieß es am folgenden Tage plötzlich: „Seine Majestät der König 
kommt." Na, das war eine Freude, als der alte Herr kam. Er fuhr 
vorbei, und ich hatte mir schon so ein paar Kartoffeln verwahrt, denn ich 
hatte einen heidenmäßigen Hunger. Da kommt plötzlich unser Adjutant 
auf mich herangesprengt und sagt, ich solle auf der Stelle zu Seiner 
Majestät kommen. Na ich denke, der Schlag soll mich rühren, aber ich 
sammle mich wieder und sage: „Zu Befehl. Ich habe ja nichts Böses be¬ 
gangen." Der Adjutant grinste aber so mit dem Gesichte, als wollte er 
sagen: „Wart' Kerl, nun habe ich dich gekriegt für das Nichtparieren; du 
sollst doch nicht so leicht wegkommen." Ich habe wahrhaftig nicht gedacht, 
daß ein Mensch so hinterhältig sein kann. Also mir sind die Beine wackelig, 
und ich werde in ein Haus geführt und dann in einen Saal, da hat's 
gerochen, daß einem das Wasser im Maul zusammengelaufen ist, so gut. 
Ich denke eben: na, wer da mitessen könnte, da muß ich schon ins Neben¬ 
zimmer. 
Jetzt kommt der König auf mich zu und ist so freundlich wie die liebe 
Sonne und sagt: „Mein Sohn, wie war denn die Geschichte gestern mit 
den Patronen? Erzähle mir einmal alles, was du weißt, ganz genau." — 
„Zu Befehl, Majestät," sage ich und erzähle alles gerade wie's gewesen 
ist, und daß ich das Signal wohl gehört, aber das liebe Gut nicht hätte 
liegen lassen wollen. Und wie der Adjutant gekommen und geschrieen hätte: 
„Zurück, Kerls!" da hätte ich allerdings geglaubt, daß keine Zeit zum 
Komplimentmachen sei, und hätte so gesagt: „Ach was, ich verschieße erst 
meine Patronen." „Das ist das Ganze gewesen, Herr König, weiter hab' 
ich nichts verbrochen." 
Da lachte der König über das ganze Gesicht und sagte: „Das hast 
du brav gemacht, mein Sohn." Ich dachte: na, nun ist's gut, nun mag 
der Adjutant sagen, was er will. Da fragte mich Seine Majestät: 
„Hast du schon zu Mittag gegessen, mein Sohn?" — „Zu Befehl, Euer 
Majestät," sagte ich, „ich bin noch mundnüchtern." — „Du hast wohl 
tüchtigen Hunger?" — „Ja, und der Durst ist auch nicht schlecht." 
Da lachte der König wieder übers ganze Gesicht und sagte, ich sollte 
mitessen. 
Ich setzte mich dann an den schönen, großen Tisch mit all den hohen 
Herrn und Generals. Da war Suppe, Erbsensuppe, aber nicht von der 
Berliner Erbswurst. Es war aber der Teller nur halbvoll, daß ich dachte: 
wenn du nur mehr von der Suppe haben könntest. Als ich fast fertig 
war, rief der König herüber: „Möchtest du noch etwas Suppe haben,
	        
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