Full text: Lesebuch für Sexta (Teil 1, [Schülerband])

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nicht verlieren wolle. Auch Herwig von Seeland ward als Freier von 
Hettel abgewiesen. Da sammelte er seine Mannen, zog vor Hettels 
Vurg und drang kämpfend ein. Eudrun, die dem Kampfe von der 
Zinne aus zuschaute, sah mit Leid und Lust, wie der tapfre Herwig 
Feuer aus den Helmen der Hegelingen schlug, und Hettel fing an zu » 
bereuen, daß er solchen Helden abgewiesen habe. Da ward Friede ge¬ 
stiftet und Eudrun dem Helden verlobt; in einem Jahre sollte die 
Hochzeit sein. Als Siegfried von Morland dies erfuhr, fiel er mit 
Heeresmacht in Herwigs Land ein; da zog Hettel seinem künftigen 
Eidam zu Hilfe. » 
2. Gudruns Entführung. 
Während so das Land der Hegelingen von Helden entblößt war, 
kamen Hartmut und Ludwig von der Normandie mit großer Schiffs¬ 
macht angefahren, brachen die Burgen und führten Eudrun mit ihren 
Jungfrauen hinweg. Als nun Voten der Königin Hilde Hettel und 
Herwig die Entführung Gudruns meldeten, da machten diese sogleich * 
Frieden mit Siegfried, ja er selbst half ihnen die Räuber zur See ver¬ 
folgen. 
Aus einem Werder, dem Wülpensande, hielten Hartmut und 
Ludwig Rast mit ihrer Beute; dort wurden sie von den Hegelingen 
eingeholt. Ein furchtbarer Kampf erhob sich, in dem König Hettel 10 
von Ludwig erschlagen ward. Als die Nacht hereinbrach, ließ man ab 
vom Kampfe. Da lichteten in der Nacht die Normannen ihre Anker 
und fuhren heimlich mit den Jungfrauen davon. Als am nächsten 
Morgen die Hegelingen den Kampf fortsetzen wollten, waren die 
Feinde fort. Furchtbar wüteten Hettels Mannen und schwuren den i» 
Normannen Rache. Unverrichteter Sache, durch große Verluste ge¬ 
schwächt, ihres Königs beraubt, mußten die Hegelingen heimkehren. 
In der Normandie ward Eudrun freudig empfangen; sie sollte 
nun Hartmuts Gemahlin werden. Aber sie blieb Herwig, ihrem Ver¬ 
lobten, treu und wandte sich von dem ab, dessen Vater den ihrigen w 
erschlagen hatte. Eerlind, die Mutter Hartmuts, hatte ihrem Sohne zu 
der Werbung um die schöne Eudrun geraten. Nun zürnte sie heftig, 
daß ihr Sohn von der Jungfrau verschmäht werde, und versprach ihm, 
sie wolle schon den Trotz der Tochter Hettels brechen. 
Gudruns edle Jungfrauen, deren weiße Hände sonst mit Gold » 
und Edelsteinen aus Seide stickten, mußten nun Garn winden und 
spinnen; sie selbst, die Königstochter, mußte den Ofen heizen, mit den 
Haaren den Staub abkehren, ja zuletzt in Wind und Schnee am Meeres-
	        
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