Full text: [Teil 3 = Kl. 7, [Schülerband]] (Teil 3 = Kl. 7, [Schülerband])

zehrt er sie mit dem größten Appetit, selbst die giftigen Ottern, 
und diese Delikatesse verursacht dem kleinen Gesellen nicht das 
mindeste Obelbefinden. 
Von den Vögeln sind die meisten nach dem Süden gezogen. 
Die dablieben, haben es schwer genug. Solange es Beeren an den 
Bäumen und Sträuchern gibt, haben die Amseln noch leidliche 
Tage; sind sie zu Ende, dann gehen nur zu viele von ihnen elend 
zugrunde. Fröste, die auf Tauwetter folgen, werden besonders den 
Meisen verhängnisvoll. Der uns Menschen so malerisch erscheinende 
Rauhreif umzieht dann Äste und Stämme mit einer für ihre 
Schnäbelchen undurchdringlichen Schicht, und die Meisen können 
nicht mehr hinter den Rinden und Borken nach dort versteckten 
Insekten und deren Eiern suchen. Auch die Enten und Gänse 
verleben im Winter sorgenvolle Tage. Um von einer eisfreien 
Stelle zur andern zu gelangen, müssen sie oft weite Strecken über¬ 
fliegen, und häufig genug werden sie bei dieser Gelegenheit eine 
Beute der Raubvögel. 
So ist wenig Erfreuliches von den Tieren des Winterwaldes zu 
berichten. Was nicht stark ist, geht im Laufe des Winters zugrunde; 
die Kräftigen aber, die Kälte und Mangel überdauern, freuen sich, 
wenn der Frühling wiederkehrt, ihres Lebens von neuem — bis 
auch für sie ein Winter kommt, dem sie nicht mehr gewachsen 
sind, den nur ihre Nachkommen überleben werden. 
94. Wie die Kröte sich verteidigt. Von Johannes Trojan. 
Für gewöhnliche Leute. Berlin 1892. S. 37. 
Es ist ein Trost für mich, daß es häufig des Guten Los ist, ver¬ 
kannt und verleumdet zu werden; aber ich wünschte doch, daß 
ich diesen Trost nicht nötig hätte. Welchen Grund könnt ihr 
Menschen haben, mich zu hassen und zu verfolgen? Daß ich 
nicht sehr anmutig von Gestalt bin? Ei nun, wir haben uns nicht 
selbst geschaffen! Unter den Blumen ist auch nicht alles Rosen 
und Geranium. Betrachtet euch selbst gefälligst im Spiegel l Ihr 
seht auch nicht alle so aus, daß jeder von euch über seine Photo¬ 
graphie besonders glücklich sein könnte. Überdies ist der Geschmack 
verschieden. 
Was soll ferner das alberne Gerede von meiner Giftigkeit? 
Die ihr so sehr mit eurer Vernunft und Einsicht prahlt, ihr solltet 
doch endlich dahintergekommen sein, daß ich weder Gift führe 
noch überhaupt imstande bin zu verwunden. Aber was helfen 
mir und meinen wenigen Freunden unter euch alle Beteuerungen! 
Kaum lasse ich mich sehen, so heißt es: „Hu, hui ’ne Kröte! 
Porzer-Lemp, Lesebuch, in. 12
	        
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