Zur Heimatkunde
von Ost- und Westpreußen
1. (Dem I)elMLt^LNci. Von ZoKanna KmdroNus.
Oeäiobte. 1. Veil. 6. Auflag«. Königsberg i. Pr. 1895. S. 26.
Sie sagen all', du bist nicht schön,
Mein trautes Heimatland,
Du trägst nicht stolze Bergeshöh'n,
Nicht rebengrün Gewand;
In deinen Lüften rauscht kein Aar,
Es grüßt kein Palmenbaum,
Doch glänzt der Vorzeit Träne klar
An deiner Küste Saum.
Und gibst dem König auch kein Erz,
Nicht Purpur, Diamant,
Klopft in dir doch das treuste Herz
Fürs heil'ge Vaterland.
Zum Kampfe lieferst du das Roß,
Wohl Tonnen Goldes wert,
Und Männer, stark zum Schlachtentroß,
Die kräft'ge Faust zum Schwert.
Und wenn ich träumend dann durchgeh'
Die düstre Tannennacht
Und hoch die mächt'gen Eichen seh'
In königlicher Pracht,
Wenn rings erschallt am Memelstrand
Der Nachtigallen Lied
Und ob dem fernen Dünensand
Die weiße Möwe sieht:
Dann überkommt mich solche Lust,
Daß ich's nicht sagen kann;
Ich sing' ein Lied aus voller Brust,
Schlag' froh die Saiten an.