geholfen werden!" spricht er und setzt geheimnisvoll hinzu: „Ich kann hexen."
Dabei macht er aber ein solch vertrauenerweckendes Gesicht, daß der Arme
nicht flieht, sondern ihn bittet, er solle die Kunst des Hexens zu seinen
Gunsten anwenden. „Nun, was möchtest du gern haben?" — „Ach, ich
möchte in einem schönen Hause wohnen und sehen, wie die Leute unten
spazieren gehen, reichliches Essen und Trinken haben, ohne so schwer wie
jetzt arbeiten zu müssen."
„Das sollst du haben. Geh nach Hause! Das weitere wird sich finden."
Und der arme Mann wohnt in einer großen Stadt in einem wunder¬
schönen Hause, hat nichts zu tun und lebt herrlich und in Freuden. Er
hat, was sein Herz begehrt, und was ihn am meisten freut, er kann seine
Hände in den Schoß legen, kann sehen, wie das Leben unten auf der
Straße flutet, und hat trotz seines Nichtstuns immer das schönste Essen.
Aber siehe da, die Langeweile stellt sich ein, er ist es nicht gewohnt, solch
Faulenzerleben zu führen. Er kann es nicht aushalten und kommt traurig
zum Holzfäller.
„Nun, was willst du von mir?" fragt der. „Hast du nicht das
schönste Leben?" — „Ja, ja," antwortet der reiche Mann, „das wohl, aber
doch ist ein solches Leben mir unerträglich. Man kann doch nicht sein
Leben lang aus dem Fenster sehen, man muß die Hände rühren, wenn man
sich wohl befinden will. Ich wage es gar nicht, einen neuen Wunsch zu
äußern. Weil du aber bis dahin so gütig gewesen bist, so soll er doch
über meine Lippen kommen." — „Nur immer Mut!" ermunterte der Holz¬
fäller. — „Nun", sagte der reiche Mann, „ich möchte gerne König sein.
Dann habe ich, was ich brauche, Beschäftigung. Ich habe Ministern und
anderen Männern Audienzen zu erteilen, habe Truppen zu besichtigen, bei
großen Festlichkeiten das Wort zu ergreifen; ja, das ist ein herrliches Leben,
das ich mir von Herzen wünsche."
„Dein Wunsch sei dir erfüllt!" lautete die Antwort des Holzfällers.
Und er wird König. Als solcher ist er unermüdlich tätig. Er genießt
auch die Liebe seines Volkes. Doch ein heftiges Kriegswetter zieht über
sein Land, gewaltige, feindliche Heere rücken heran und bedränen sein Volk;
seine Truppen werden geschlagen, seine Hauptstadt wird von den Feinden
belagert. Die Sonne des Glückes wird ihm verdunkelt, und in seiner großen
Not geht der König wieder zum Holzfäller.
„Schon wieder hier? Aber du bist ja so betrübt, erzähle doch, wie
es dir gegangen ist, seitdem wir uns nicht gesehen haben," fragt der alte
Gönner. — „Nun, mir ging es zuerst gut, so gut, wie es einem König
überhaupt ergehen kann. Aber dann kam die Zeit der Not. Meine Feinde
bedrängen mich, meine Hauptstadt ist in großer Gefahr, von ihnen einge¬
nommen zu werden. Man wird mir die Krone und das Leben nehmen",
jammerte der arme König. „Nur noch einmal hilf mir, lieber Freund,
gib mir die Kraft, daß ich meine Feinde auf das Haupt schlage und meinen