Full text: Für die Klasse V (Teil 2 = Unterstufe, [Schülerband])

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Beschreibungen und Schilderungen. 
sie kaum ein wenig leichten Sand und stein dien fortbewegen können, 
von den Höhen rieseln. Sie vereinen sich zu Bächen, sie werden 
breiter und voller, sie nehmen andere Bäche auf und rauschen in 
tausend kleineren oder grösseren Fällen mit zerstörender Macht aus 
den Felsrinnen hervor. Bald sind sie stark genug, Baumstämme und 
selbst ansehnliche Steinblöcke mit sich fortzuwälzen, die sie abrunden, 
aneinander reiben und zertrümmern. Nachdem sie sich mit noch 
anderen Bergströmen verbunden haben, wird ihr Bauschen und ihre 
Gewalt mit jedem Schritte stärker; ganze Massen Gesteins wälzen sie 
jetzt mit sich, lassen sie zurück, wenn die Sonnenhitze des Sommers 
ihre Wassermenge vermindert, und führen sie im Frühlinge, an¬ 
geschwellt von Schneewasser und Regengüssen, mit verdoppelter Ge¬ 
walt weiter. So erreichen sie die Ebene. 
Ihr Fall ist jetzt lange nicht mehr so stark; die Wassermenge 
braucht sich nicht mehr zusammenzudrängen und aufzustauen; denn 
das Bett wird breiter und gemächlicher. Zwar rauscht der junge 
Fluss noch ziemlich reifsend dahin, doch ist die erste, wilde Kraft des 
frischen Bergstroms gebrochen. Die grösseren Felsblöcke hat er längst 
zurückgelassen, und nur kleinere und immer kleinere, dann nur feines 
Geröll, dann runde Kiesel, Grand und zuletzt nur Sand vermag seine 
matter und matter werdende Strömung fortzuschaffen. Sein aller¬ 
letztes Werk aber, ehe der jetzt breit und ruhig dahin wogende, segel¬ 
tragende Strom sich in die Arme des Oceans ergieist, ist die Bildung 
seiner fruchtbarsten Ufer, der Marschen, gleichsam als wolle er noch 
zuletzt sein Leben mit dem schönsten Werke beschliefsen. 
In seinem langen Laufe hat der Fluss von allen Körpern, die 
er mit sich fortwälzte, die er aneinander rieb und zertrümmerte, in 
deren Poren und Spalten seine Flut drang oder an denen er vorüber¬ 
zog, mancherlei Teilchen abgesondert oder aufgelöst und damit sein 
Wasser gesättigt. Kalk, Thon, Sand und eine Menge pflanzlicher 
und tierischer Überreste trüben seine Fluten. Alle diese Stoffe lagern 
sich, sobald nur der Strom ruhig genug Hiesst, als Schlamm zu Boden 
oder an die Ufer. Hiermit hat die Bildung der Marschen ihren An¬ 
fang genommen. 
ln weit reicherem Masse aber als durch die beständig rieselnden 
Quellen und Bäche gewinnt der Fluss an Bildungsstoffen für seine 
Marschen durch plötzliche oder anhaltende Regengüsse. In ewiger 
Verwitterung begriffen ist jedes zu Tage liegende Gestein, sei es nun 
rascher oder langsamer, je nachdem seine Art ist. Erde und Staub 
werden so von Tag zu Tag neu gebildet und dann, wenn ein tüchtiger 
Regen kommt, teils im Thal abgelagert, teils bis in die Bäche ge¬ 
tragen. Das Allermeiste indes geben dem Flusse die mächtigen schon
	        
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