H. Chr. Andersen, Der Buchweizen.
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gedeckt worden und die Speisen aufgetragen waren, setzte der Wirt
sich mit seinen Gästen, aber Eulenspiegel blieb in der Küche. Da
rief der Herbergsvater: „Willst du nicht zu Tisch kommen?" —
„Nein," lautete die Antwort, „ich bin von dem Geruch des Bratens
satt geworden."
Der Wirt schwieg stille, als mit den Gästen, und nach
der Mahlzeit bezahlte jeder seine Zeche. Der eine wanderte, der
andere blieb, Eulenspiegel sass am Herde: da kam der Hausvater
mit dem Zahlbrett und forderte, er solle bezahlen. Eulenspiegel
sprach: „Herr Wirt, seid Ihr solch ein Mann, dass Ihr Geld von
dem nehmt, der Eure Speise nicht isst?" Zornig erwiderte der an¬
dere: habe er nicht gegessen, so sei er doch von dem Geruch satt
geworden. Er habe beim Braten zugesehen, das sei so gut, als
ob er bei Tisch gesessen habe; er rechne ihm das für eine Mahl¬
zeit an. Eulenspiegel zog zwei Geldstücke hervor, warf sie auf den
Tisch und sprach: „Herr Wirt, hört Ihr wohl diesen Klang?“ Der
erwiderte: „Diesen Klang hör’ ich wohl." Behend strich Eulen¬
spiegel die Geldstücke in den Säckel zurück und sagte: „So viel
Euch der Klang der Pfennige hilft, so viel hilft mir der Geruch
des Bratens für meinen Hunger."
So spottete er des Wirtes und zog von dannen.
44. Der Buchweizen.
II. Chr. Andersen, Sämtliche Märchen.
Oft, wenn man nach einem Gewitter an einem Acker vorübergeht,
auf welchem Buchweizen wächst, sieht man, dass er schwarz geworden
und abgesengt ist. Es ist, als ob eine Feuerflamme über denselben
dahingefahren wäre. Der Landmann sagt dann: „Das hat er vom
Blitze bekommen!" Aber warum bekam er das? — Ich werde erzählen,
was der Sperling mir gesagt hat; dieser hat es von einem alten
Weidenbaum gehört, welcher bei einem Buchweizenfelde steht. Es
ist ein ehrwürdiger, grosser Weidenbaum, aber verkrüppelt, alt und
mitten durchgeborsten, und es wachsen Gras und Brombeerranken
aus der Spalte hervor; der Baum neigt sich vorn über, und die
Zweige hängen auf die Erde herunter als ob sie ein langes, grünes
Haar bildeten.
Auf allen Feldern ringsumher wuchs Getreide, nicht bloss Koggen
und Gerste, sondern auch Hafer, ja, der herrlichste Hafer, der, wenn
er reif ist, wie eine Menge kleiner gelber Kanarienvögel auf einem
Zweige aussieht. Das Getreide stand gesegnet, und je reicher die
Ähre war, desto tiefer neigte sie sich in frommer Demut.
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