Baßler: D.Bes. d. Göttin Nerthus. DrusuS GermanicuS.S i m r o ck: Siegfr.Schwert. 4Z
kehrte eilends um. Aber bevor er den Rhein erreichte, stürzte er mit
seinem Rosse und brach den Schenkel. Während er nun krank danieder¬
lag, umschweiften Wölfe zum Vorzeichen seines nahenden Todes das La¬
ger; man sah zwei unbekannte Jünglinge mitten durch den Lagergraben
reiten und hörte in den Lüften ein Jammergeschrei wie von weiblichen
Stimmen. Dreißig Tage nach jenem Unfall war der Stolz und die
Hoffnung Roms eine Leiche.
35. Siegfrieds Schwert.
Von Karl Joseph Sim rock. Rheinsagen. Bonn, 1857.
Siegfried lebte zu Tanten am Rhein bei seiner Mutter, die nach
dem Tode ihres in einem Kampfe gebliebenen Gemahls dort als Königs¬
witwe herrschte. In derselben Stadt wohnte auch ein alter berühnrter
Waffenschmied, Mimer, bei dem viele Königssöhne, unter andern auch der
getreue Eckart, die Waffenschmiedekunst erlernten. Siegfried ging gern
zur Schmiede, um dort, wie Knaben es Pflegen, zu scherzen und die Ge¬
sellen zu necken. Es kam unter den jungen Leuten oft zu lauten Auf¬
tritten, worüber der alte Mimer nicht eben erfreut war. Als Siegfried
nach alter Gewohnheit einstmals wieder den Frieden gestört hatte, wurde
Mimer zornig, schalt ihn und meinte: „Es wäre bester, du rächtest dei¬
nen Vater an den Feinden, die ihn erschlagen haben, als daß du hier
nur meine Gesellen störest." Darüber ward Siegfried zornig: er würde
seinen Vater schon rächen; jedoch könne er nicht mit der Faust den Fein¬
den gegenübertreten, sondern er bedürfe dazu Panzer und Schwert, und
die solle ihm Mimer schmieden. Mimer, um sich Ruhe vor dem kecken
Jüngling zu verschaffen, fertigte ein Schwert; doch wie Siegfried es zur
Probe durch die Lüfte schwang, da brach es unten am Griffe ab. Sieg¬
fried erklärte zornig, er wolle dem Meister zeigen, wie man das Eisen
bearbeiten mäste, damit ein tüchtiges Schwert geschmiedet werde.
So nahm er eine gewaltige Eisenstange und dazu der Hämmer
allerschwersten. Er schlug den Amboß wohl in den Grund; es erbebte
das ganze Haus von dem gewaltigen Schlage. Dann gebot er dem
Meister, morgen früh, wenn er wieder erscheinen würde, solle Mimer,
wolle er nicht sterben, solchen Schlag ihm nachahmen. Er wußte aber
wohl, Mimer würde die Aufgabe nicht vollenden können. Deshalb
begab er sich zu seiner Mutter und bat sie, ihm die Stücke des Schwer¬
tes zu geben, das sein Vater in mancher Schlacht geführt hatte. Es
hatte aber sein Vater dies Schwert einstmals von Odin erhalten.
Seine Mutter übergab ihm den kostbaren Schatz, und daraus schmiedete
ihm dann Mimer ein tüchtiges Schwert.
36. Siegfrieds Tod.
Von Ferdinand Bäßler. Der Nibelungen Noth. Leipzig, 1843.
Als nun Kriemhild ihren werthen Gatten zur Jagd im Wasgauwalde
sich rüsten sah und seine Gefährten edles Birschgewand auf die Saum¬
thiere luden, da konnte ihr kein größeres Leid geschehen. Schon trat Sieg-