Full text: [Teil 3 = Kl. 6 u. 5, [Schülerband]] (Teil 3 = Kl. 6 u. 5, [Schülerband])

Weltgeschichte. — 228. Die Furcht der Römer vor den Germanen. 275 
sinnen; das sind Dinge, die ganz allein meiner Entscheidung unter¬ 
legen." Sodann fuhr er also fort: „Ariovist hat sich unter meinem 
Konsulat eifrigst um die Freundschaft des römischen Volkes beworben. 
Wie könnt ihr glauben, er werde so unbesonnen seine Verpflichtungen 
mißachten? Ich bin vielmehr überzeugt, daß Ariovist meine wie der 
diömer Gunst nicht wird verscherzen wollen, wenn er erst unsere durch¬ 
aus billigen Forderungen kennen gelernt hat. Sollte aber Ariovist 
En Wahnwitziger Verblendung wirklich Krieg anfangen, was habt ihr 
denn in aller Welt zu fürchten? Warum habt ihr denn zu eurer 
eigenen Tapferkeit oder zur Zuverlässigkeit eures Feldherrn kein Ver¬ 
hauen mehr? Haben sich nicht bereits unsere Vorfahren mit diesen 
Germanen oft gemessen? Die von Marius in zwei Schlachten besiegten 
Kimbern und Teutonen waren auch Germanen. Germanen waren ferner 
die meisten jener Fechter und Sklaven, die sich im Jahr 72 empör¬ 
en und von römischen Legionen vernichtet wurden, obwohl sie noch 
obendrein in der römischen Kriegskunst ausgebildet waren. Und endlich 
lst dies ja derselbe Feind, den die Helvetier oft genug in seinem eigenen. 
Lande überwunden haben, jene Helvetier, die dem römischen Heere nicht 
standhalten konnten. Sollten einige von euch ihre Feigheit mit der 
erheuchelten Besorgnis wegen der Schwierigkeit der Verpflegung und 
der Wege bemänteln wollen, so ist das eine ungehörige Beurteilung 
deiner Feldherrnkunst; solche Offiziere wagen es, an dem Pflicht- 
6efühl des Feldherrn zu zweifeln oder ihm selbst Vorschriften zu 
Zachen. Für die Verpflegung habe ich übrigens schon gesorgt, und die 
Beschaffenheit der Wege werdet ihr selbst bald aus eigener Anschau¬ 
ung kennen lernen. Wenn dann endlich einige meinen, die Soldaten 
würden mir den Gehorsam verweigern und nicht gegen den Feind 
Marschieren, so macht dies Gerede auf mich durchaus keinen Eindruck. 
Co oft noch Soldaten einem Feldherrn den Gehorsam aufgekündigt 
haben, war ein Mißerfolg oder die Habsucht des Führers daran schuld. 
Bon solchen Dingen weiß ich mich aber frei; mein bisheriges Leben 
lst vielmehr Zeuge meiner Uneigennühigkeit und mein Sieg über die 
Helvetier Beweis meines Glückes. 
Eigentlich wollte ich erst in einigen Tagen gegen den Feind ziehen. 
Bun aber werde ich es sofort tun und schon in der nächsten Nacht auf¬ 
brechen. um sobald als möglich Klarheit darüber zu erhalten oh Ehr- 
Und Pflichtgefühl oder Furcht bei euch den Ausschlag gibt. Wenn 
Urir sonst niemand folgt, so werde ich mit der zehnten Legion allein 
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