Full text: [Teil 5 = Kl. 5 (6. Schulj.), [Schülerband]] (Teil 5 = Kl. 5 (6. Schulj.), [Schülerband])

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Welt wurde, desto mehr strömten hier alle Nationen zusammen. 
Schon Cicero nannte Rom eine aus der Vereinigung der Völlker 
gebildete Gemeinde. Aber eine eigentliche Masseneinwanderung 
aus den Provinzen begann erst seit dem Untergange der Republik, 
die nun in wechselnder, aber bis auf Konstantin wohl schwerlich 
auf die Dauer abnehmender Stärke Rom überflutete und seine 
Bevölkerung mit den Bestandteilen aller Länder der alten Welt 
mischte. Nicht von eigenen Bürgern belebt, sondern von der Hefe 
der ganzen Welt erfüllt nennt es Lucan; seine Bevölkerung heißt 
bei Herodian im 3. Jahrhundert eine bunte, zusammengeflossene, 
und noch der Kaiser Konstantius staunte beim Anblick des römischen 
Volkes, „mit welcher Schnelligkeit alleßs, was es von Menschen 
auf der ganzen Erde gibt, nach Rom zusammengeströmt sei“. Je 
länger je mehr ward Rom eine „gemeinsame Stadt“, ein „Ver— 
sammlungsort des Erdkreises“, „eine Weltherberge“, und mit 
glücklich gewähltem Ausdrud hat es einer seiner griechischen Lob— 
redner, der Sophist Polemo, in der ersten Hälfte des 2. Jahr⸗ 
hunderts „ein Kompendium der Welt“ genannt. 
Ludwig Friedländer. 
90. Aus dem alten Rom. 
J. Die Basilika San Clemente. 
Keine Stadt auf dem weiten Erdenrund kann sich einer so 
reichen Vergangenheit rühmen, wie Rom. Diese Königin unter 
den Städten bildete den Mittelpunkt der Weltgeschichte während 
mehr als zwei Jahrtausenden; in drei Weltteilen zwang sie die 
Völker zur Unterwerfung, erst durch das Schwert, und dann durch 
die Waffen des Geistes. Aber auch furchtbare Stürme sind über 
sie dahingebraust; unzähligemal erschien der Feind vor ihren 
Toren, brach ihre Mauern und vergalt die erlittene Gewalttat 
durch Zerstörung und Brandlegung. Aber jedesmal erhob sich 
über Trümmern und Brandschutt eine neue Stadt; die Reste 
der zertrümmerten Pracht und Herrlichkeit wurden durch die Neu— 
bauten zugedeckt und darum bald vergessen. Was der Boden 
Roms in seinem Schoße verbirgt, ist ein noch unerschlossenes Ge⸗ 
heimnis; aber alljährlich entdedt man Neues und Überraschendes, 
und jede neue Aufschließung bestätigt den Namen Roms als der 
Stadt der Wunder.
	        
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