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miteinauder verbunden und durch Längen- und Querthäler und Ein—
schnitte voneinander getrennt sind.
Die Vorstellung von dem Gesammtbaue der Alpen wird dadurch voll—
ständiger und deutlicher, wenn wir uns zunächst eine (in der uns schon bekannten
Längen- und Breitenausdehnung der Alpen) zusammenhäugeude Massen—
erhebung des Bodens in einer Höhe bis zu 650 mn denken, in welche das tiefere
Land meist nur in schmalen Zungen einschneidet und nur im Etsch- und Drauthal
weiter einwärts dringt. Auf dieser gemeinschaftlichen Basis erheben sich erst die
einzelnen Ketten und Gebirgsstöcke als selbständige, getrennte Theile des
ganzen Alpensystemes.
Die Eintheilung eines Gebirges in einzelne Gruppen geschieht
am besten nach den diese trennenden Vertiefungen, welche gleichsam
natürliche Abschnitte, bilden. Diese Vertiefungen werden aber bezeichnet
durch Thäler mit ihren Wasserläufen, durch Seen und Kamm—
einschnitte (Satteil, Joch, Scharte, Pass, Tauern), namentlich solche,
welche als Übergänge benützt werden.
Für die richtige Vorstellung von solchen
beachten, dass das Wort „Pass“ zwei geographisch
nämlich einen Durch gang sowohl als einen
Brenner-Pass).
Mit Rückficht nun auf die früher gegebenen Eintheilungen in
Bezug auf die Hauptrichtungen und den innern Bau ergibt sich folgende
geographische Gesammteintheilung.'
J. HYie Westaspen.
Vom Mittelmeere bis zur Straße über den aroßen St. Bernhard
(460n. Br., 250 6. L.).
a) Die Hauptkette.
Die Seeal pen ziehen sich von der Küste, wo sie sich mit
den Apenninen verschränken und von diesen durch den Pass von Giovi
geschieden sind, zuerst westlich, dann nördlich bis zu den Thälern der
Durance (westl.) und Stura (östl., Nebenfluss des Tanaro).
2. Die cottischen Alpen zwischen den Thälern der Stura und
Dora Riparia östlich und des Arc und Drac (Nebenfluss der Isoͤre)
westlich bis zum kleinen St. Bernhard. In ihnen erhebt sich der
Monte Biso, 3845 mm hoch.
3. Die grajischen (grauen) Alpen bis zur Straße über den
großen St. Bernhard.
Dieser Abschnitt enthält den höchsten Alpengipfel und wichtige Übergänge.
An der westlichen Ecke, wo das ganze Alpensystem nach O. umbiegt, erhebt sich die
mächtige Montblane-Gruppe, deren Hauptgipfel, 41810 m, der höchste Punkt
Europas ist. Weithin schimmert die herrliche, glänzend weiße Masse dieses Bergriesen,
von welchem sich zahlreiche Gletscher (mer de glace) herabsenken (Chamsuun—