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10. Wie die Wohnung beschaffen sein soll.
In der Wohnung bringen wir den größten Teil unseres Lebens
zu. Vernünftige Ehegatten, die eine Wohnung zu bauen oder zu mieten
beabsichtigen, werden sich deshalb vor allem die Frage vorlegen: „Wie
muß sie beschaffen sein, um als gesunder und behaglicher Aufenthalts-
ort für uns und unsere Kinder gelten zu können?"
Die Antwort lautet:
Die Wohnung soll geräumig sein; denn nur in diesem Falle
ist es möglich, den Hausrat unterzubringen, Ordnung und Reinlichkeit
aufrecht zu erhalten und das leibliche und sittliche Wohl der Insassen
zu sichern. Die Zahl der Zimmer richtet sich selbstverständlich nach der
Größe des Haushaltes und der zur Verfügung stehenden Mittel. Es
ist aber wünschenswert, daß eine Familie mit mehreren Kindern wenig¬
stens eine Wohnstube, zwei Schlafkammern und eine Küche von ge¬
nügender Größe besitzt. Leider haben die Untersuchungen, die da und
dort angestellt worden sind, ergeben, daß sich manche Familie, haupt¬
sächlich in volkreichen Städten, mit Räumen behelfen muß, die nicht als
ausreichend bezeichnet werden können. Allein es ist in letzter Zeit
mancherlei zur Milderung dieses Übelstandes geschehen, und es läßt sich
von der zunehmenden Einsicht in den hohen Wert der Gesundheit und
in die Mittel zu ihrer Erhaltung wohl eine fortschreitende Besserung
erwarten.
Die Wohnung soll hell sein und mindestens auf einer Seite dem
Sonnenlicht Zutritt gestatten. „Wo die Sonne nicht hinkommt, kommt
der Arzt hin," ist ein sehr wahres und beherzigenswertes Sprichwort.
Eine düstere, unfreundliche Wohnung drückt das Gemüt nieder, während
das Sonnenlicht, wohin es dringt, hebend und belebend auf den ganzen
Menschen wirkt. ..
Die Wohnung soll luftig sein. Sauerstoffreiche und staubfreie
Luft, wie wir sie im Freien haben, ist für die Gesundheit unentbehrlich.
Wir sollten also dafür sorgen, daß die Zimmerluft der im Freien an
Reinheit möglichst gleichkommt. Nun wird aber die Zimmerluft durch
das Brennen der Lampen, durch die Ausdünstung des Körpers und haupt¬
sächlich durch das Ausatmen fort und fort geschädigt und für das Ein¬
atmen unbrauchbar gemacht. Es ist deshalb eine regelmäßige Erneue¬
rung durch Zufuhr reiner Luft von außen her notwendig. Dies ist aber
nur in solchen Wohnungen recht möglich, die frei gelegen sind und ihre
Luft nicht aus dumpfen Höfen oder engen Gaffen beziehen müssen.
Die Wohnung soll trocken sein. Feuchte Stubenluft nimmt die
feinen Wafferteilchen, die unser Körper fortwährend ausscheidet, nicht
recht auf und hat deshalb auf unsere Hauttätigkeit einen höchst nach-